Auf in die Pyrenäen!

Am Freitag Nachmittag bei herrlichstem Wetter gehts los. Zuerst gehts fast in die Gegenrichtung in den Schwarzwald wo wir mit Nicki und Jorgen einen wunderschönen Abend verbringen dürfen. Am nächsten Tag gehts quer durch den Jura bis nach Genf, wo wir abermals bei Kollegen bleiben dürfen, vielen Dank Regula und Daniel! Doch nun raus aus der Schweiz und auf kleinen Strassen durch unberührte Berglandschaften bis Pont-en-Royans. Dieses Dorf, welches wunderschön ans steile Ufer eines Flusses gleich am Ausgang einer Schlucht geklebt ist ist bekannt für seine feinen Ravioles…

Pont-en-Royans by night

Eine imposante Schlucht erwartet uns schon am nächsten Morgen und über eine schmale Strasse, welche weit oben in die senkrechte Felswand gehauen wurde dirigieren wir unsere schwer beladenen Töffs um bald darauf auf schnelleren Strassen die Rohne-Ebene zu passieren, vorbei an Montélimar und schliesslich die Ardèche-Schlucht hinauf. Obwohl es keine Ferienzeit mehr ist, tummeln sich noch immer dutzende von farbigen Kajaks und Kanus auf der Ardèche. Für uns zuviel Trubel und wir verziehen uns in die kleinsten Täler der Auvergne. Weiter auf dem Weg zum französisch-spanischen Grenzgebirge passieren wir die wunderschöne Gorges du Tarn, welche zu dieser Zeit bedeutend weniger überlaufen ist, dafür mit seinen Panoramas viel mehr beeindruckt als die Ardèche…

Gorges du Tarn (Tarn-Schlucht)Schliesslich erreichen wir die letzten Ausläufer des Gebirges und fahren in die Ebene vor den Pyrenäen hinein. Die Hitze erdrückt uns fast und wir sind froh, bei diesen 30°C im Schatten unsere Sommertöffkombis mitgenommen zu haben, welche die Hitze während der Fahrt durchaus erträglich machen. Immer nach Süden haltend, lassen wir Carcassonne hinter uns und fahren tief in die Pyrenäen hinein. Die Gorges de’l Aude geben uns einen kleinen Vorgeschmack was uns noch erwarten sollte: Schöne Landschaften am Laufmeter…

Obschon der Reiseführer wie auch Kollegen zuvor vom Besuch Andorras abrieten, mussten wir uns dies einfach mal antun, wenn man schon mal in der Gegend ist. Durch den Kleinstaat führt eine einzige Hauptstrasse quer hindurch, einzige Abbiegmöglichkeiten sind ein paar wenige Täler, welche allesamt Sackgassen sind. Die Berge sind kahl, die Dörfer hässliche Wintersport-Hochburgen und der Verkehr erfordert volle Aufmerksamkeit. Froh waren wir, wieder in Spanien zu sein und dafür gönnten wir uns daraufhin eine wunderschöne Schotterpiste zwischen Noves de Segre und Guerri de la Sal, die mit herrlichen Landschaften, teilweise verlassenen Bergdörfern und einigen für unsere Grossenduros kniffligeren Abschnitten aufwartete.

Desfiladero de Collegats

Weiter ging es westwärts, mal auf grösseren, mal auf kleineren Strassen aber immer durch herrliche Landschaften. Zwischendurch sieht es aus wie im wilden Westen mit grossen roten Tafelbergen wo man jederzeit eine Horde Indianer erwarten könnte. Dazwischen geht es wieder in tiefe Schluchten und durch dichte Wälder. Und überall wo es Felsen hat, sieht man sie hoch oben in der Luft ihre grossen Kreise ziehen – die Gänsegeier; ein vertrauter Anblick hier… Das Wetter bleibt uns noch immer treu und jeder unserer kleinen Zeltplätze bisher hatte direkten Bachanstoss, einfach friedlich.

Vom unasphaltierten Pass Pto. de Sahun (2010m) haben wir einen schönen Blick auf einen der höchsten Berge der Pyrenäen, den Posets (3371m). Hier weiden ausserdem überall halbwilde Pferde – ein ungewohnter Anblick! Nach einer teils bachbettähnlichen Abfahrt besuchen wir nahe Tella einen alten Dolmen (eine Begräbnisstätte von ca 4000 v. Chr.). Aber auch schon allein die Aussicht auf dem Weg dort hin ist atemberaubend und in jede Himmelsrichtung ist das Landschaftsbild wieder anders.

Dank der ungenauen Karte mit fehlenden und falsch eingezeichneten kleinen Strassen, sind wir gezwungen eine der schönsten Schluchten der Pyrenäen, Desfiladero de las Cambras, in verkehrter Richtung zu durchfahren; im Hochsommer ist die Strasse wegen den Touristenmassen eigentlich Einbahn, mit den Töffs jedoch kein Problem.

Regen in Ainsa

Doch nun ändert das Wetter. Kaum haben wir am nächsten Morgen nach einer mondbeschienenen Nacht die Motorräder gesattelt zeigt sich das Wetter von der unfreundlichsten Seite und demonstriert uns, dass es auch in Spanien durchaus mal kräftig schütten kann. Trotzdem besuchen wir das versunkene Dorf Mediano südlich von Ainsa, welches dem Stausee zum Opfer fiel und zumeist nur noch der Kirchenturm aus den Fluten ragt. Auch weiter nordwestlich gibt es ein verlassenes Dorf wegen einem Stausee, der jedoch nie gebaut wurde. Jánovas ist schon seit über 50 Jahren verlassen und die Häuser längst eingestürzt. Dennoch ist es sehr imposant durch die ehemals bevölkerten Strassen zu wandeln während nun die Bäume und Sträucher aus den Fenstern wachsen.

Über die kleine A1604 geht es nun richtung Lanave und wieder finden wir eine wunderschöne kleine Kiesbank direkt am Bach zum zelten und geniessen die friedliche Stimmung an einem kleinen aufgestauten aber kalten Seelein. Zum einkaufen und auftanken gehts nun nach Jaca, wo wir auch das uralte fünfeckige Fort aus dem 16. Jahrhundert bestaunen, das noch heute als Militärkaserne genutzt wird. Auch dem ehemaligen Kloster S. Juan de la Peña, welches unter einer riesigen überhängenden Felswand gebaut wurde statten wir einen Besuch ab – leider schlagen hier überall die spanischen Öffnungszeiten zu – geöffnet bis etwa am Mittag und dann erst wieder am frühen Abend.

Gänsegeier beim Start

Einem kleinen Tipp des Reiseführers folgend befahren wir schliesslich das Vallde de Hecho sowie das Valle de Anso, welche beide mit einer sehr schönen Schluchtenlandschaft und Geierkolonien aufwarten – umbedingt einen Besuch wert!

Schon nähern wir uns Pamplona nahe dem Westende der Pyrenäen. Da wir uns nicht ins Grossstadtgetummel stürzen wollen, beschliessen wir, nun die französische Seite zu besuchen. Wenige Kilometer vor dem Pass dann eine Strassensperre – ein eher unfreundlicher spanischer Bauarbeiter teilt uns kurz und knapp mit, dass hier eine Grossbaustelle sei und bis auf weiteres kein Durchkommen möglich ist. Die Alternative: 30km zurück und einen anderen Pass wählen. Es ist schon spät als wir nach Frankreich hinein fahren und mangels Zeltplätzen beschliessen wir, in Tardets wieder einmal im Hotel zu übernachten, richtig zu Duschen und früh zu Bett zu gehen.

Die französischen Pyrenäen sind landschaftlich überhaupt nicht vergleichbar mit dem spanischen Konterpart. Durch die anderen Klimaverhältnisse ist hier alles viel grüner und ähnelt eher einer schweizerischen Berglandschaft mit weiten Wäldern. Es hat nun bereits merklich abgekühlt und dunkle Regenwolken sind des öfteren unsere Begleiter. Wir fahren zurück gegen Osten über verschiedene kleinere und grössere Pässe, welche teils bis über 2100m hoch führen. Nach zwei Tagen Rückfahrt sind wir fast wieder am selben Ort, wo wir damals in die Pyrenäen hinein gefahren waren

Beeindruckend ist die Grotte du Mas d’Azil, wohl eine der einzigen Grotten der Welt, wo die Hauptstrasse mitten hindurch führt – sehr beeindruckend! Auch der nahen Grotte de Niaux wollen wir einen Besuch abstatten, sollen hier doch wunderschöne Höhlenmalereien zu bestaunen sein. Durch den grossen Ansturm jedoch sind schon die allermeisten Führungen des Tages weit im voraus ausgebucht und auch die Grotte de la Vache auf der anderen Talseite hat Öffnungszeiten, die uns so ganz und gar nicht entgegen kommen…

Leider ist nun die Zeit gekommen, langsam wieder die Heimreise anzutreten. Eigentlich hatten wir geplant, ähnlich wie auf der Hinreise, 4 Tage quer durch die Berge zurück zu fahren. Doch die Wetterprognosen, die für ganz Frankreich heftigen Regen ansagten, veranlassen uns, unser Glück ganz nahe dem Mittelmeer und möglichst fern jeglicher Berge zu suchen. Fast trocken, aber stets unter dunkeln Wolken erreichen wir oftmals direkt dem Meer entlang schliesslich Arles und sind froh, ein bezahlbares Hotel zu finden; es blitzt bereits heftig und rundum ist es stockfinster. Doch die Prognosen für den nächsten Tag sind exakt für unsere Region besser; zum Glück hat das das Wetter auch mitbekommen und wir können bei trockener Witterung auf dem Pont d’Avignon tanzen und das alte Römeraquädukt Pont du Gard besichtigen.

Pont du Gard

Sogar eine trockene Nacht können wir wiederum an einem Bächlein nahe Privas verbringen. Kaum sind wir am nächsten Tag unterwegs, schon zwängen wir uns in unsere Regenkombis, kaufen ein letztes Mal feine Ravioles ein und beschliessen, vorerst auf der Autobahn richtung Genf zu fahren. Es hört nun nicht mehr auf zu regnen und der Kälteeinbruch macht es auch nicht einfacher, die 5°C in den Bergen vor Genf zu ertragen. Nach einer heissen Schokolade kurz vor Bern und kurzen 15 Minuten Trockenheit, gehts weiter in teils heftigem Regen, bis wir schliesslich am Abend nach 560km wieder Zürich erreichen.

Zur Gallerie:


Ein Gedanke zu „Auf in die Pyrenäen!“

  1. schön, dies alles im trockenen zu lesen und es zieht einem fast zurück nach Europa, wenn da nicht das schöne Westaustralien wäre.
    Kannst du mir Babs email schicken?
    Herzliche Grüsse from far away, eu beiden
    Birgit

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