Nach einem recht angenehmen Flug landeten wir gerade mal 1.5h nach Abflug (zeitzonenkorrigiert) in Vancouver.
Vancouver ist eine ziemlich grüne Stadt mit einem (mangels Plänen) recht undurchsichtigen Bussystem. 4 Tage lang erkundeten wir das schöne Vancouver zu Fuss, mit Bus sowie dem Velo.
Das Anthropologische Museum war leider nicht so ergiebig wie erwünscht, zwar wurden viele Gegenstände ausgestellt, aber so gut wie nichts erklärt. Dafür waren die Pärke (allen voran der Stanley Park mit gut 4 km2) umso interessanter. Auch Chinatown war einen Besuch wert, die vielen kleinen Läden mit einem Mittelchen gegen alle Alltagsbeschwerden waren sehr spannend. Auch finden wir hier überraschend Gjetost, den braunen, süssen Ziegenkäse von Norwegen – welch eine freudige Überraschung 🙂
Die Capilano Suspension Bridge im Norden wurde ebenfalls besucht, allerdings wurde uns der Touristenrummel schnell zu viel, sodass wir etwas nördlich auswichen und einen ganzen Urwald für uns alleine hatten.
Schliesslich hüpften wir per Inlandflug über die Rockies nach
Calgary. Zum Glück hatten wir nur einen Tag Stadtbesichtigung geplant, denn Calgary ist (wie im Reiseführer beschrieben) eher eine Business-Stadt, die noch relativ jung ist und nicht viele Attraktionen bietet. Trotzdem gab uns das Museum, mit einer umfangreichen Ausstellung über die Indianer (oder ‚First Nations‘ wie man sie hier nennt) und mit vielen Erklärungen und Artefakten, einen sehr guten Eindruck über das Leben vor der Ankunft des weissen Manns. Auch hatten wir das Glück an einem Strassenfest teil zu nehmen. Ein kunterbuntes Treiben im Stile eines Knabenschiessens, nur ohne Bahnen dafür zig mal so gross, mit vielen Essensständen, Kunst, Dienstleistungen (von Tierschutzorganisationen über Autovermietungen bis zu Zahnärzten), Vereinen und Darbietungen. Interessant war nur, dass das Fest punkt 18h aufgelöst wurde, obschon die Strasse noch rammel voll war..
Umgewöhnen mussten wir uns auch mit den Essenszeiten; die besten Plätze in den Restaurants sind um 17h30 schon besetzt, um 21h wird es manchmal schon unmöglich noch etwas zu essen zu kriegen.
Endlinch geht es los. Fast. Wir stehen am Montag um 10h beim Töffhändler und bestaunen unsere BMW F800GS, die gerade noch den letzten Service kriegen. Praktisch schon voll beladen und abfahrbereit, stellte Matti fest, dass sich ein Kofferschloss nicht schliessen liess. Wir fanden schliesslich heraus, dass alle Schlösser sich zwar schliessen liessen, sich aber mit jedem Gegenstand wieder öffnen liessen. BMW hatte es verschlampt, die Schlösser auf die Zündschlüssel anzupassen. Nach reichlichen Telefonaten und rumfahrerei des Händlers konnte Melissa dies schliesslich richten (lassen), sodass wir pünktlich um 17h los fuhren 🙂 .
Das Wetter in den Rockies war mies, daher hielten wir uns an die Prärie und beschlossen erst die Umgebung von Calgary zu erkunden bis wir uns weiter in die Berge vorwagen. Hier ist alles flach bis zum Horizont, was sehr ungewohnt ist; auch Kurven sucht man ziemlich vergeblich. Hier herrscht vor allem Viehwirtschaft vor. So schafften wir es doch noch etwa 200km bis nach Wayne in einen urigen Cowboy Saloon in einer alten Kohlenbergwerksstadt in der von ehemals bis zu 2000 nur noch 33 Bewohner übrig sind. Leider wurden auch die ganzen alten Gebäude abgerissen, die Bergwerke verschlossen und vor wenigen Montagen die Eisenbahngeleise entfernt.
Nach Besichtigung der Badlands (einer interessanten Erosionslandschaft) und einem sehr interessanten Sauriermuseum mit vielen Skeletten und Exponaten bei Drumheller überschätzten wir unsere Tanks und landen förmlich mit dem letzten Tropfen Benzin bei einer Tankstelle, die selbst fast keins mehr hatte…
Auch das Blackfoot-Reservat besuchten wir und erfuhren in dessen Museum wiederum weitere Teile. Während kein Museum einen kompletten guten Überblick ergab, so konnten wir dennoch aus den verschiedenen Museen das grosse Ganze langsam weiter zusammensetzen.
Die nächtsten Badlands bei Brooks erlebten wir in strömendem Regen. Nach einer kleinen Stärkung (sowohl unserer Mägen wie des Regens) befuhren wir die Gegend kurz und beschlossen dann schliesslich den Rückzug, schliesslich sollte es nächstentags in den Rockies schön sein. Südlich von Calgary durchstiessen wir schliesslich noch ein heftigstes Gewitter (zum Glück an seiner hellsten Stelle) und fuhren schliesslich nach vielen Geradeauskilometern in Banff in den
Rockies ein.
Hier sieht es aus wie in der Schweiz in St. Moritz. Schöne schneebedeckte Berge und viel zu viel Menschenauflauf und Tourigruppen. Eine bezahlbare Unterkunft zu finden ist schwer. Nach etwa 15 Telefonaten war klar, dass in unserem nächsten anvisierten Ziel, Jasper, keine Zimmer mehr unter 200Fr gab; wie wir daraufhin erfuhren, wohl weil gerade ein grosser Marathon zwischen Banff und Jasper stattfand. Wir weiteten daher die Tour etwas aus, besuchten einige schöne Aussichtspunkte, weite Flusstäler, enge Canyons und tosende Wasserfälle. Unterwegs sahen wir direkt neben der Strasse
Grizzlys, Schwarzbären, Dickhornschafe, Schneeziegen und Rehe.
Nach den ersten paar Tagen Kanada haben wir viele Eindrücke vom Land und seinen Leuten erhalten. Was uns fasziniert ist die Freundlichkeit der Leute. Kaum angehalten an einer Tankstelle, wird mal angesprochen und Tipps werden ausgetauscht. Auch der Verkehr ist sehr ruhig und friedlich; es gibt kein Drängeln und Rechtsvortrittkreuzungen werden lieber per Zunicken geregelt.
Wir übernachten meist in Motels. Sie sind günstig, in jedem Städchen gelegen, schlicht aber sauber; auch gibt es fast überall WLAN, sogar in den Supermärkten.
Nun ging es westwärts aus den Rockies in Richtung Pazifik. Uns schlief das Gesicht ein und vor lauter geradeausfahren fielen wir fast aus dem Sattel. Erst etwa nach 750km bei Smithers sahen wir wieder so etwas wie eine leichte Kurve, dafür war es nun wohlige 26°C warm. Einige Totempfähle später fuhren wir allerdings bei Regen und nun 10°C in Prince Rupert am Pazifik ein. Hier fanden wir ein schönes B&B und blieben zwei Tage um uns etwas zu erholen. Die Insel Haida Gwaii blieb uns leider verwehrt, weil die Fähre gerade mal 2x pro Woche fuhr und bereits ausgebucht war. Dafür flog uns keine 2m entfernt ein Weisskopfseeadler um den Kopf, eine Krähe jagend. Auch sonst kreisen hier diese Adler wie bei uns die Tauben über dem Städtchen…