Kenai wollte uns nicht. Zwar konnten wir bei schönem Wetter eine Forest Fair, ein Kunst- & Handwerker-Markt im Wald wie zu Hippies Zeiten besuchen und fanden auch ein super feines Restaurant in Copper Center, doch vertrieb uns das Wetter bald wieder von der Halbinsel und wir fuhren via Hatcher’s Pass, einem hübschen Schotterpass bis zum Denali Nationalpark. Dort konnten wir last minute eine Tagestour buchen, denn der Park ist mit dem eigenen Fahrzeug nur auf den ersten paar Meilen befahrbar.
Auf der geführten Bustour befuhren wir die gesamte Strasse durch den Park und erfuhren so viel Interessantes über den Park und seine Tiere und konnten auch unser erstes Karibu sowie einen Grizzly, Elche und einen Rotfuchs sehen. Doch nun wollten wir endlich in den Norden, ist doch der allergrösste Teil der Strassen Alaskas weit unter dem Polarkreis. So fuhren wir nach Fairbanks und unsere Bikes erhielten Schotterpistentaugliche Pneus sowie frisches Öl. Von unserem Basislager am Stadtrand besuchten wir zuerst ein Powwow, ein Fest der verschiedensten Indianer zum Austausch der Kultur. Zwei Tage lang liessen wir uns von der Trommelmusik und den Tänzen hinreissen.
Im Anschluss mussten unsere neuen Pneus ausprobiert werden, so fuhren wir einer Monsteretappe von über 800km auf dem Dalton Highway über den Polarkreis bis nach Coldfoot zum Kaffeetrinken und wieder zurück. Die meisten Highways in Alaska sind gut asphaltiert, jedoch hier hörte (zumindest zeitweise) der Asphalt auf und wich einer gut präparierten Schotterpiste. Das Wetter meinte es an jenem Tag gut, so konnten wir auf den langen Schotteretappen ein ordentliches Tempo hinlegen. Dennoch kamen wir erst um halb 12 wieder müde aber glücklich ins Basislager zurück… Als Souvenir sollte uns dafür eine undichte Gabel an Barbaras Motorrad verfolgen.
Ein kurzer Nachmittagsausflug brachte uns schliesslich auch nach Chena Hot Springs zum bädelen und Eispalast bestaunen, den es hier das ganze Jahr hindurch (in einem riesigen ‚Eisschrank‘) gibt.
Kurz danach fand ein erneutes Spektakel der Natives statt: Die World Eskimo Indian Olympics. Hier zeigten Natives in verschiedenen traditionellen Disziplinen ihre Kraft und ihr Können. Zum Beispiel, wie weit man aus kniender Position heraus ohne Hilfsmittel fortspringen kann oder wie hoch man mit der einen Hand hochreichen kann, wenn man den Boden nur mit der anderen Hand berühren darf. Die Beine bleiben dabei in der Luft und die Balance ist zu halten.
Auch suchten wir erfolgreich neue Stiefel für Barbara; die nigelnagel neuen Stiefel aus der Schweiz waren schon nach 2 Wochen undicht geworden und auch Dichtungsversuche schlugen fehl. So verschönern sie nun wohl die Fairbanker Mülldeponie und Barbara passte ihre Stiefelmarke unseren Gefährten an; BMW. Diese sollten sich immerhin für einmal als dicht erweisen!
Kurz danach befuhren wir an Mattis Geburtstag den Denali Highway, wiederum eine wunderschöne Schotterpiste durch beinahe unberührtes Land. Zum Geburtstag regnete es überall, ausser wo wir jeweils gerade waren. Dafür ‚schmiss‘ man uns abends um 20h45 in Delta Junction aus dem Restaurant, weil sie endlich schliessen wollten… ist ja auch schon spät…
In Tok trafen wir bald darauf alte Bekannte wieder an: Karl und Esther, die wir auf dem Cassiar Highway getroffen hatten. Vor lauter plaudern verging der Nachmittag und unsere weiteren Pläne für den Tag waren Makulatur… So blieben wir über Nacht vor Ort und verliessen Tags darauf endgültig Alaska. Über den meist unasphaltierten Top oft he World Highway gelangten wir so zurück nach Kanada nach Dawson City. Hier brach 1896 der berühmte Goldrausch aus, als nahe dem Klondike River im Bonanza Creek Gold gefunden wurde. Innert kürzester Zeit war aus dem Indianerdorf eine Zelt- und Hüttenstadt gewuchert.
Hier bereiteten wir die Bikes auf den nächsten grossen Ausflug vor: dem Dempster Highway. 750km schlängelt sich diese unasphaltierte Strasse über Hügel und Ebenen bis zur Taiga von Inuvik, hoch über dem Polarkreis. Die Strasse gilt als nicht ganz einfach, da sie bei Nässe rutschig werden kann und Plattfüsse nicht selten sind aufgrund der besonders scharfen Steine. Auf der ganzen Strecke gibt es gerade 2 Übernachtungsmöglichkeiten und Tankstellen (und überhaupt ‚Orte‘).
Etwas Sorge bereitete uns Barbaras Starterschalter, welcher sich anscheinend verklemmt hatte und der Töff sich fast nicht mehr starten liess. Dank ausgeliehenem Torx-Schlüssel hatte Matti bald darauf den Mechanismus umgebaut. Auch die undichte Gabel benahm sich nach vielen vergangenen Reinigungsvorgängen endlich und hielt nun dicht.
Wir konnten einiges Gepäck in Dawson zurück lassen und fuhren dafür mit Ersatzkanister bewaffnet los. Während der ganzen Fahrt hoch änderte das Wetter oft, so hatten wir sowohl Sonne wie Regen und alles dazwischen. Trotz einigen etwas rutschigen Stellen gelangten wir heil ans Ende der Strasse nach Inuvik und fiel es uns wiedermal am intensivsten auf, wie man überall sofort angesprochen wird; woher man komme, wohin man wolle etc… Für uns noch immer ungewohnt aber sehr sympathisch.
Unser E-Mail wurde nicht gut gelesen, so war unsere angedachte Tour um noch weiter nördlich zu kommen noch nicht gebucht. Dennoch konnten wir kurzfristig noch etwas organisieren, so sassen wir am nächsten Nachmittag in einem 7-Plätzer nach Tuktoyaktuk am Polarmeer. Hier führte uns eine Inuit durchs Dorf und ihr Haus und wir konnten traditionelle Gerichte wie Muktuk probieren und im Nieselregen das Polarmeer bestaunen und ihr Mann erzählte uns von der Jagd, von der sie im Winter jeweils leben. Danach kurzes bibbern, denn Matti war auf Standby für den Rückflug, doch alles klappte; denn einige Sitze sind stets für Notfälle reserviert, denn Tuk hat (noch) keinen Anschluss ans Strassensystem und ist im Sommer nur per Boot und Flugzeug erreichbar, im Winter gibt es über die Flüsse und das Meer eine ‚Winter Road‘.
Ohne Pause ging es direkt vom internationalen Flughafen Inuvik zum Great Northern Arts Festival, denn an diesem Abend spielte ein grossartiges Duo ‚Quantum Tangle (Video)‘ aus Yellowknife, die traditionelles Throat Singing (Kehlgesang) mit Geschichtenerzählen, Gitarrenmusik und Gesang vereinten. Sie zogen uns in ihren Bann und so kamen wir mit ihnen ins Gespräch, welches wir nächsten Mittags im örtlichen Café noch fortsetzten.
Inuvik selbst hat sonst nicht viel zu bieten; interessant ist, dass es komplett auf Permafrost gebaut ist und somit alle Häuser (meist versteckt durch Bretter) auf Stelzen stehen. Auch die (wenigen) Wasserleitungen verlaufen oberirdisch, sind jedoch gut isoliert.
So traten wir wieder die Rückreise an und erlebten wieder dieselben verschiedenen Wetter, zusätzlich noch mit dichtestem Nebel garniert. Dennoch schafften wir die jeweils 400km Tagesetappen fristgerecht und erreichten wiederum Dawson.
Das Wetter blieb wie schon fast den ganzen Juli: Wechselhaft. Von Sonne bis Dauerregen kam fast jeden Tag alles vor in den letzten Wochen. Und genau so fuhren wir nun auch weiter bis Whitehorse, nicht ohne uns vorher noch (bei temporärer Hitze) in den heissen Quellen von Takhini Hot Springs aufzuwärmen und nun hatten wir auch endlich die Gelegenheit einen Luchs zu sehen… im nahen Tierpark – immerhin ;).
Hier in Whitehorse versuchten wir ausserdem den Erfolg von Fairbanks zu wiederholen; dichte Töffhosen sind aber in der ganzen Stadt (trotz 3 Töff-Shops) unauftreibbar. So bestellten wir nun einfach gutes Wetter, das ist wohl einfacher!
Wie immer sind eure Reiseberichte super unterhaltsam und die Fotos einfach genial!! Bin zudem immer wieder erstaunt, wie oft ihr euch selbst als Töff-Mech betätigen müsst – Chapeau (also sicher nicht vor BMW *zwinker*)!
Wir wünschen euch beiden jedenfalls weiterhin eine gute Reise mit noch vielen, vielen tollen Erlebnissen und Eindrücken!
Liebe Grüsse vom Zürichsee,
Reto, Cheesy, Ronja und Nico
verspätet, aber von ganzem Herzen wünschen wir dir Matthias alles Gute zum Geburtstag und Hals und Beinbruch für den Rest der Töffreise. mit schönem Wetter. Tönt spannend eure Tour. Liebe Grüsse auch an Barbara
Ela und Beat