Whitehorse gefiel uns nur mittelmässig; zu schachbrettartig, zu wenig Charme, so fuhren wir ein kleines Stück des Weges zurück, um dann schliesslich auf einer meist geschotterten Piste nach Ross River zu Dennis und Jennifer zu fahren, die wir auf dem Hinweg in Watson Lake kennen gelernt hatten. Hier wurden wir herzlichst empfangen und bestaunten Dennis‘ Kunsthandwerk und kauften ihm ein paar schöne Stücke ab… Es fiel uns schwer, uns wieder loszureissen, doch hatten wir noch fast 400km Schotter vor uns an diesem Tage. So erreichten wir abends nach vielem kunstvollem Umfahren der Regenwolken und eines grossen Elches schliesslich Watson Lake. Das nächste Ziel, Liard Hot Springs war dann nächsten Tags auch schnell erreicht und wegen des Regens übernachteten wir auch vor Ort im Motel (dem wohl schlechtesten der ganzen Reise), doch die heissen Quellen waren wunderbar in die Natur eingebettet, ohne riesige Infrastruktur und waren definitiv einen Besuch wert.
Eine der Töffketten machte nun seit einigen Tagen langsam Sorge – täglich wollte sie in grossen Schritten nachgestellt werden, doch weit und breit kein BMW Händler, der uns eine neue besorgen könnte. Nach einigen Telefonaten versprach schliesslich ein Händler in Yellowknife, 1500km und viel Schotter entfernt, eine passende Kette für uns zu suchen – jetzt mussten wir es nur noch dort hin schaffen…
Doch wiedermal roch es nach Regen; es hatte schon die ganze Nacht geschifft und es hatte 8°C, doch die Regenkombis sollten wir letztendlich dennoch vergebens anziehen. Weiter auf dem Alaskan Highway kamen bald darauf grosse Tiere ins Blickfeld – eine ganze Herde Waldbisons blockierte die Strasse. Sehr eindrücklich, wie gross und majestätisch diese Tiere sind und es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns vorbei trauten, waren sie doch meist über die ganze Strasse verteilt. Endlich gab es auch wiedermal ein paar Kurven während der ansonsten sehr gerade Highway die Rockies querte. Trotz stets schwarzen Wolken rund herum war selbst die Strasse meist trocken.
Kurz vor Fort Nelson bogen wir schliesslich gegen Norden ab und sahen bald nur noch blauen Himmel vor uns und zogen bald Schicht um Schicht ab. Endlich betraten wir auch die Northwestern Territories und nach einigen staubigen Kilometern rollten wir schliesslich beim einzigen Hotel in Fort Liard ein um am Abend bei 35°C am Fluss Znacht zu essen.
Inzwischen hatte mich die Nachricht aus Yellowknife erreicht, dass eine neue Kette schwierig aufzutreiben sei; überall sei unsere Grösse gerade im Lieferrückstand und selbst ein angefragter BMW-Händler war nicht in der Lage herauszufinden, welche Originalteile wir brauchten, selbst nicht mit der Fahrzeugnummer.. Das kann ja heiter werden!
Auf der Weiterfahrt wechselten sich extrem staubige mit absolut staublosen Abschnitten ab, es war heiss und wir waren uns eine solche Hitze auch gar nicht mehr gewohnt. So fuhren wir via dem 38°C heissen Fort Simpson (mit völlig gestörten Hotelpreisen) und Fort Providence letztendlich wieder auf etwas Asphalt nach Yellowknife; welches nur über eine 350km lange Sackgasse erreichbar ist. Auf dem letzten Stück passierten wir mehrere brandneue Waldbrände. Am Vorabend wurden sogar einige Brände absichtlich der Strasse entlang gelegt um die Vegetation etwas zurück zu drängen, damit das Feuer vom Highway weg bleibt und auch nicht auf die andere Seite überspringt. Teilweise war die Strasse auch für längere Zeit gesperrt gewesen.
Endlich in Yellowknife fanden wir rasch das hübsch am See gelegene B&B wo uns Cathy (die Mutter von Tiffany, welche wir in Inuvik kennen gelernt hatten) herzlich begrüsste. Es war gerade Wochenende; die Ketten mussten also warten und Tiffany war ebenfalls für einige Tage wegen eines Notfalles nach Kugluktuk weggereist, so vertrieben wir uns die Zeit mit feinem Essen und Kanufahren. Yellowknife hat einen alten Ortsteil auf einer Felszunge, wo sich noch ein uriges Café befindet und dann den neuen Teil etwas erhöht aber ebenfalls auf Felsen, was die Problematik mit dem Permafrost löst. Sogar einige Hochhäuser haben es dorthin geschafft.
Abends dann die Überraschung, auf den dritten Anlauf zeigten sich um 23h plötzlich Nordlichter am Himmel. Wie gefesselt standen wir auf dem Pier und beobachteten das Spektakel und Matti hatte die Gelegenheit endlich sein Ministativ auszuprobieren…
Am Montag besuchten wir schliesslich den Töffmech und erfuhren, dass er bisher weder eine Kette organisieren konnte noch der BMW-Händler ihm helfen konnte. Endlich kam aber doch etwas Bewegung hinein; ein anderer BMW-Händler in Edmonton konnte schliesslich die richtigen Informationen liefern und die Kettenkits bestellen. Einen Tag später lagen die Ketten bei ihm und dank Flugpost waren sie am Mittwoch bereits in Yellowknife!
Doch bis dahin hatten wir noch viel Zeit, das lokale Museum zu besuchen, die ehemaligen (oberirdischen) Schachtförderanlagen der lokalen Goldbergwerke (von aussen) zu besichtigen und uns auch noch mit Grey zu treffen, der Gitarristin von Inuvik. Auch weitere (noch schönere) Nordlichter waren schliesslich am Himmel, sodass Matti vor lauter fotografieren erst nach 3 Uhr ins Bett kam.
Letztendlich klappte es doch noch und wir konnten auch Tiffany nochmals treffen bevor wir uns nach einer Woche in Yellowknife wieder auf den Weg machten. Jetzt endgültig südwärts; mal schauen wie weit…
Liebe Babs, lieber Matti
wie eindrücklich plötzlich auf euer Seite zu landen. Da hat mir mein gmail einen Streich gespielt und euch und viele mehr in eine separate inbox abgespeichert. Anyway, ich bin völlig begeistert was ihr macht ! Ihr realsiert euren Traum, absolut Spitze!
Urs und ich sind grad aus China zurück, für mich auch eindrücklich weil es das erste Mal Asien war – natürlich ohne Töff…(hab immer noch die Ténéré, unten in der düsteren Garage und auf bessere Zeiten hoffend..).
So schade, bekam ich die Berichte nicht vorher (meine Schwester lebt seit 23 Jahren nahe Anchorage). Ich wünsche euch von Herzen weiterhin wunderbare Erlebnisse, schöne Begegnungen und robuste Töffs, denen nie mehr etwas fehlen wird ausser Benzin und Öl).
Herzliche Grüsse aus der nun herbstigen CH and take care
Birgit
Hoi zäme
was ihr da so erlebt ist wie im Traum für mich, ausser den Kettenalptraum-:)
Eigentlich wollte ich ins Bett, aber der Bericht fesselt so richtig! Super was ihr da macht und erlebt. Bin in einem Logistikpraktikum und muss 05.00 aufstehen. Also hebet sorg und viel viel Spass!!!
LG Dani