Nach der langen Zeit im schönen Yellowknife war es nun aber trotzdem angezeigt, weiter zu reisen, schliesslich hatten wir nun nicht mehr so viel Zeit. So umrundeten wir den Great Slave Lake und fanden eine Suite in Hay River, die zwar nicht günstig war; allerdings kostete auch das günstigste heruntergekommenste Motel im Ort nur minim weniger. Abends piepte dann Mattis Handy und ein Mail informierte ihn über den bevorstehenden Sonnensturm, was Nordlichter bedeutete. Nach etwas Recherche fuhr Matti einige Kilometer nördlich an den Strand des grossen Sees und kaum war die Kamera parat, ging das Spektakel los. Ununterbrochen leuchtete es bis etwa um 3h Morgens; das schönste und intensivste Nordlicht unserer Reise!
Nach kurzer Nacht wollten wir noch die Gegend erkunden und fuhren motiviert zu den Salt Plains im Wood Buffalo National Park; statt dem erwarteten Salzsee gab es allerdings nur eine Schlammebene mit zwei kleinen Salzquellen; ziemlich enttäuschend für 200km Anfahrt extra dafür…
Die kommende Strecke verhiess nun wieder einmal Langeweile, ging es nun doch ziemlich direkt südwärts in die Ebenen Richtung Edmonton, so wählten nach dem Besuch der schönen Twin Falls eine minim kurvigere Alternativroute zum grossen Highway und fuhren in zwei grossen Etappen bis zu den Rockies nach Rocky Mountain House (das ist ein Ort J) hinunter. Nun ging es bei schönstem Wetter und ordentlichen Temperaturen entlang dem Highway 1 an vielen schönen Seen, Wasserfällen und Bergen vorbei in Richtung Vancouver um bei Lytton den berühmten Fraser Canyon mit dem (zumindest beim gegebenen Wasserstand) ziemlich unspektakulären (dafür umso teureren) Devils Gate zu besichtigen. Ausserdem besuchten wir abends ein kleines Pow Wow (Fest) der lokalen Nicomen-Indianer wo wir wärmstens willkommen geheissen wurden und definitiv die einzigen Touristen waren…
Auch ein weiteres Indianer-Fest war angesagt, abgelegen in einem kleinen Ort, nur erreichbar durch eine 90km lange Schotterpiste vor der sich selbst der Dempster verneigt hätte. Leider entpuppte sich dieses mehr als gemütliches Beisammensein des Dorfes, sodass wir alsbald wieder den Schotter unter die Räder nahmen und zu unserem B&B in Pemberton fuhren. Hier konnten wir kurzfristig eine Privatlektion hoch zu Ross für Barbara organisieren und fuhren bald weiter auf dem wunderschönen Highway 99 bis nach Vancouver, wo wir schliesslich unsere Spuren der ersten Tage kreuzten.
Etwas Kultur sollte es noch sein, so besuchten wir das restaurierte Fort Langley aus der Pionierzeit und merkten einmal mehr, dass uns diese Epoche gar nicht so interessierte. Von nun an fuhren wir eng der amerikanischen Grenze entlang zurück nach Osten. Bald schon fuhren wir in dichtem Rauch; viele Waldbrände in Kanada und dem Washington State sorgten für begrenzte Sicht und rauhe Kehlen, dennoch liessen wir den schönen Spotted Lake nahe Osoyoos nicht nehmen, eben so wenig das lokale Wüstenmuseum (ja, hier gibt es Klapperschlangen und Kakteen. Ein paar wenige zumindest). Und schon standen nach einem langen Fahrtag wieder die Rockies vor uns; verhüllt in Rauch und bei fast 30°C durchquerten wir sie schliesslich ein letztes Mal.
Und wieder ab in die Prärie, hatten wir doch auf dem Hinweg vor fast 3 Monaten etwas ausgelassen: der Writing on Stone Provincial Park bei Milk River wartet mit vielen alten Felsritzungen und traumhaften Landschaften auf, einen ganzen Tag erkundeten wir die Gegend. Auch der Head Smashed-In Buffalo Jump wurde tags darauf noch besucht; diese 15m hohe Felsklippe wurde während tausenden Jahren dazu gebraucht, ganze Herden von Bisons in den Tod zu treiben, was die ganzen Stämme der Region wieder für eine lange Zeit versorgte.
Bei stärkstem Seitenwind ging es nun definitiv in Richtung Calgary, doch erst musste ein Hotel gefunden werden. Da dies das letzte Ferienwochenende der Kanadier war und wir ausserdem schon recht nahe an Calgary waren, waren erstmal sämtliche Motels ausgebucht, bis wir schliesslich ein Bed&Breakfast etwas ausserhalb von Turner Valley fanden. Dort angekommen wurden wir herzlichst in einem wunderschönen Haus empfangen und fanden das wohl beste Bett unserer Reise. Spontan wurden wir auch zum Abendessen eingeladen, und konnten den Geburtstag des (erwachsenen) Sohnes mitfeiern. Kaum konnten wir uns von diesem schönen Ort trennen, doch Barbara wollte nun in der Nähe ein letztes Mal hoch zu Ross und kam in eine Fortgeschrittenengruppe, die sie ziemlich forderte. Matti erkundete solange das Tal per Töff…
Trotz aufkommenden Wolken in den Rockies wollten wir uns einen letzten Pass unserer Reise nicht nehmen lassen und fuhren bei gerade noch trockenem Wetter über den Highwood Pass (der höchste asphaltierte Pass in Kanada mit stolzen 2206m), wo es statt über 30°C nur noch deren 6 hatte und kamen schliesslich im grossen Ferienrückreiseverkehr nach Calgary. Erstaunlicherweise kamen wir aber ohne Stau direkt in die Stadt und spritzten auch zugleich über eine halbe Stunde lang unsere Töffs ab.
Mit gemischten Gefühlen gaben wir am nächsten Morgen unsere Töffs mit ziemlich genau 21‘000 km mehr auf dem Tacho zurück und wussten, dass die Reise hiermit zu Ende war. Ein weiterer Wermutstropfen blieb, dass uns zwar die Vermietung die Wartungsauslagen bezahlte (wie abgemacht), aber nicht bereit war ein paar kleine Beträge für unterwegs angeschafftes Werkzeug zu vergüten mit dem wir ihnen viel Kosten ersparten (mit dem Bordwerkzeug war ja nicht mal ein Ketten spannen möglich!). Aber was soll‘s, wir hatten eine super Zeit und viele nette Menschen kennen gelernt.
So stiegen wir schliesslich in den Flieger und waren bevor wir es richtig merkten wieder zurück in der Schweiz; so schnell können 100 Tage vorbei sein…
Insgesamt waren wir exakt 3 Monate per Töff und etwa eine Woche zu Fuss in Vancouver unterwegs, insgesamt ziemlich genau 100 Tage. Wir haben dabei 21’000km mit den Töffs zurück gelegt und als einzige eigentliche Pannen 2 Platten gehabt. Fast 2 Paar Pneus, alle Bremsbeläge und 1.5 Kettenkits gingen dabei bei jedem Töff drauf…
Ganz herzlich Willkommen zurück ! Mut, Ausdauer und Offenheit für Neues, das braucht man um so eine Reise zu machen, sooo eindrücklich und toll. Gratuliere ! Vielen Dank, dass wir dabei sein konnten mit schönen Bildern und Text! Jetzt kommt vielleicht der schwierigste Teil… wir alle waren in dieser Zeit höchstens mal kurz in den Ferien aber dann wieder im Alltag, Arbeit, Familie etc. Und ihr steht plötzlich da mit all den neuen Erfahrungen und wir eben so, wie wenn man nicht weggewesen war . Zwar teilen wir mit euch das Schöne aber gehen zurück ins eigene Leben während ihr den Sprung ins „alte Leben“ schaffen müsst. Nur das alte Leben gibt es vielleicht gar nicht mehr, denn der Moment ist immer neu! In euch drinnen, da hat es gelebt, so richtig! Und mit dem sollt ihr so lange wie möglich in Kontakt bleiben. Wenn man ganz achtsam ist, dann erlebt man jeden Tag viel, wenn auch meist nicht so dramatisch wie auf eurer Reise. Doch eure innere Freiheit, euer Neugierigsein und Abenteuergeist, das hoffe ich, dass ihr behalten könnt. Herzliche Grüsse
Birgit
WOW!!!
… und willkommen zurück!
Liebe Gruess