Equipment-Ärger und unerwartet schöne Landschaften

Unser Berichtschreibtag hatte den Vorteil, dass das gröbste Wetter nun durch ist. Die Picos de Europa sind gleich hinter uns, waren aber die ganzen Tage in dichten Wolken versteckt. Nun ist zwar immer noch kein rein blauer Himmel, aber doch immerhin das schönste Wetter seit Tagen, so fahren wir in Richtung der Berge, durch schöne Schluchten und nehmen in Fuente Dé eine Seilbahn in die Picos auf etwa 1800m hoch. Von hier ziehen hunderte Schmutzgeier ihre Bahnen im Himmel und hoffen wohl auf abgestürzte Touristen. Wir geniessen die schöne Aussicht und die vielen Geier und fahren noch vor dem Regen wieder weiter. Auf einem kleinen Zeltplatz mitten in den Bergen lassen wir uns direkt neben einem rauschenden Bach nieder. Bei beginnendem Regen stellen wir unser Zelt auf… knack… eine weitere Zeltstange … knack… und eine weitere ist angeknackt. Unser Flickzeug (wir haben zum Glück in Frankreich noch Weiteres gekauft) geht uns nun langsam aber sicher aus, aber das Zelt steht gerade rechtzeitig. Im Regen stellen wir zudem noch das Tarp als Vorzelt auf, damit wir wenigstens im Trockenen kochen können.

Langsam sickert die Erkenntnis durch, dass es wohl sinnvoller wäre, im Süden zu bleiben. Einerseits sind wir Kleidermässig eher auf schön und warm eingestellt (auch wenn hier keineswegs schöneres Wetter als in England herrscht), andererseits ist die Einreise nach England (und insbesondere Schottland) nach wie vor mit Quarantäne belegt und … hier gefällt es uns einfach.

Eine der vielen Schluchten rund um die Picos de Europa

Am nächsten Tag zum Glück Bombenwetter. Wir fahren ins kleine Örtchen Caín de Valdeon und lassen unsere Töffs für einmal stehen. Hier ist der etwas weniger touristische südliche Eingang zur gigantischen Schlucht des Cares (Garganta del Cares). Hier führt ein 12km langer Wanderweg durch diese Schlucht; wir begehen etwa drittel davon, denn nach diesen 12km wäre man am anderen Ende und muss wieder zurück… Trotzdem ein bleibendes, eindrückliches Erlebnis wie sich der häufig ungesicherte Weg in den Felswänden hoch über dem Fluss schlängelt.

In den Fels eingeschlagene Partie des Fussweg durch die Schlucht des Cares (Garganta del Cares)

Weil das Wetter gegen den Abend schon wieder kippt, suchen wir uns ein kleines Hotel und laufen abends ins lokale Restaurant. Als einzige Touristen fallen wir schon etwas auf, werden aber herzlich willkommen geheissen. Hier lernen wir endlich die Cider-Kultur richtig kennen. Dieser wird nur vom Kellner dem Gast eingeschenkt. Und dies von über dem Kopf ins tief gehaltene Glas, damit er sich intensiv mit Luft vermischt und schäumt. Denn dieser Cider enthält keinen Zucker und ist stärker vergärt als unserer. Direkt getrunken schmeckt er damit viel saurer.

Unerwartet fahren wir am nächsten Tag an die spanische Enduromeisterschaft heran und schauen uns das Spektakel eine Weile lang an. Weiter geht es wieder über die Berge nach Süden. Wir stellen fest, dass wildes Zelten häufig schwierig ist. Unerwartet Vieles ist bewirtschaftet, privat und eingezäunt. Trotzdem finden wir einen schönen Platz direkt an einem Fluss und die unerwarteten, netten Gespräche mit der lokalen Bevölkerung zeigt uns, dass dies hier ein beliebter Feierabendspazierweg ist… Und das Mätteli von Barbara zeigt uns in der Nacht, dass es (gerade mal 10 Tage alt) bereits kaputt ist. Der Frust ist gross. Somit entscheiden wir uns, die nächsten Tage bis wir Ersatz finden halt in Unterkünften zu verbringen.

Doch das nächste Highlight wartet auf uns. Las Médulas ist eine geniale Landschaft aus roten Felsen und grünen Kastanienbäumen, die von den Römern geschaffen wurde. Über fast 300 Jahre haben sie hier nach Gold gesucht und dabei ganze Berge gezielt zum Einsturz gebracht. Das Gold ist hier hauptsächlich in einer lockeren Schicht aus Steinen und rotem Lehm. Um daran zu kommen, wurden tiefe Schächte und Stollen gebaut. Aber weniger zum Abbau des Goldes sondern um sie danach mit Wasser zu füllen und mit dem Wasser- und entstehenden Luftdruck ganze Bergseiten zum Einsturz zu bringen. Wir finden hier eine wunderschöne, ganz persönliche Unterkunft und bewandern einen Tag lang diese Landschaft. Im touristischen Teil lässt sich leider kein Stollen besichtigen (der Einzige ist eintrittspflichtig und zudem gerade geschlossen). Gegen Ende der Wanderung kommen wir hingegen in die weniger begangenen Regionen und finden einen Stollen nach dem anderen. Matti ist im Glück (und bald ziemlich rot vom stark abfärbenden Lehm) und wir besichtigen diverse schön geschrämte Stollen.

Stollensystem mit schönen Schrämspuren in Las Médulas. Durch diese Stollen floss das Wasser um den Berg zum Einsturz zu bringen

Hier organisieren wir auch die benötigten Ersatzteile. Zeltstangen aus Deutschland und eine neue Matte für Barbara sind bald unterwegs voraus nach A Coruña zum Honda-Töffmech. Nach einem guttuenden Ruhetag wollen wir nun aber endlich nach Galicien gelangen.

Knapp in Galicien angekommen besuchen wir den nur bei Ebbe begehbaren Kathedralenstrand (Praia das Catedrais). Jetzt wissen wir, warum man vorgängig ein (kostenloses) Ticket buchen muss. Der Ansturm ist gigantisch und lange halten wir es hier trotz den schönen Felsen nicht aus.

Nahe Ferrol beziehen wir das nächste Quartier und machen von hier einen grossen Ausflug entlang den imposanten galicischen Küsten. Hier gibt es überall Leuchttürme, Steilküsten, alte militärische Anlagen, alte Mühlen und versteckte Strände; wunderschön! Abends besuchen wir einen Mittelaltermarkt der uns mehr an einen Warenmarkt denn an einen Mittelaltermarkt erinnert. Trotzdem hat es ein Mini-Heerlager mit 3 Personen und wir geniessen abends spät noch die Akrobatik- und Feuershow.

Steilküsten beim Cabo Ortegal

In ein paar Tagen können wir die Töffs zum Mech bringen und müssen daher in den Gegend von A Coruña bleiben. So wechseln wir auf die südliche Seite und finden unterwegs noch einen wunderschönen Rastplatz mitten in einem magischen Wald mit verzaubertem Bach (wo ab dem frühen Nachmittag aber die Einheimischen einfallen). Auch ein stillgelegtes Kraftwerk wird besichtigt (leider fast alles zugemauert) und per Zufall treffen wir auf das Mosteiro de Santa Maria de Monfero, ein altes Kloster, dessen Kirche gerade noch steht und schon recht überwachsen ist. Im Inneren sind die Wände auch feucht und grün, was ein wunderschönes Bild ergibt (obwohl die Kirche noch in Gebrauch ist!).

Da wir nun auf unseren Mech-Termin und die Pakete warten müssen, legen wir ein paar Tage Pause ein in einem Casa Rural nähe Carral und bewandern den lokalen Mühleweg, wo es allerdings nur anfangs einige Verfallene und weitere Restaurierte gibt und die restlichen Kilometer mehrheitlich durch Eukalyptusmonokulturen führt. Von hier aus planen wir Santiago de Compostella und einige Küstenabschnitte zu besichtigen, bevor es dann weiter nach Süden und nach Portugal geht.

Unsere Route

Fotogallerie

3 Gedanken zu „Equipment-Ärger und unerwartet schöne Landschaften“

  1. Trotz oder Dank der Widrigkeiten seht Ihr doch einiges unvorhergesehenes. Dank und weiterhin viel Vergnügen.
    Herzlich Trudi und Hansueli

  2. wow – herrlich! Danke fürs Berichten und Teilen. Weiterhin viele spannende Eindrücke, tolles Wetter und keine Pannen.

  3. Wow, sieht toll aus. Tut auch richtig gut sozusagen virtuell mit euch ein wenig rauszukommen, während wir hier im Sumpf hocken.

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