Von unserem Casa Rural nähe Carral unternehmen wir nun wie geplant einige Ausflüge. Der Erste nach Santiago de Compostela. Die Pilgerhochburg hat eine grosse, vom Verkehr befreite Altstadt und ist ziemlich voll von Touristen und natürlich Pilgern. Wir wandeln eine Weile durch die Gassen und sind dann aber auch mal wieder froh, aus dem Getümmel herauszukommen.
Unser Termin in A Coruña ist nun gekommen. Mattis Tiger kriegt einen neuen Vorderpneu und die meisten Pakettrackings besagen, dass die Lieferungen auch angekommen sind oder heute ankommen. Mit viel Extrazeit im Gepäck fahren wir um 9h in die Stadt und wundern uns, wo der Stossverkehr ist. Ein paar einzelne Autos treffen wir an und schon sind wir viel zu früh mitten in der Stadt und geben den Töff ab und holen Ersatz-Funkkabel, Zeltstangen und ein neues Mätteli für Barbara ab. Bis der Töff fertig ist, besichtigen wir zu Fuss und per Bus noch etwas die Stadt und den nahen Leuchtturm. Auch das Verlassen der Stadt ist locker, kaum ein Auto unterwegs. So fahren wir zügig noch einen Bonusstop an, das Sanatorio De Cesuras, ein Tuberkulose-Sanatorium, welches 1924 gebaut aber niemals fertiggestellt oder in Betrieb genommen wurde.
Endlich wieder mit allen Ersatzteilen versorgt, fahren wir schliesslich weiter. Die nordwestliche Küste von Galicien hat viele Steilküsten zu bieten, so pendeln wir zwischen Leuchttürmen, kleinen Stränden und der nächsten Strasse hin und her und wundern uns schliesslich, warum es irgendwo in der Ferne immer und immer wieder donnert.
Schliesslich finden wir kleine Rauchwölklein am Himmel und vermuten ein militärisches Übungsgebiet. Doch bei der Weiterfahrt im nächsten Dorf ein riesen Getümmel. Wunderschön dekorierte Fischerboote fahren wild durcheinander, am Hafen wimmelt es von Leuten. Wir kommen genau rechtzeitig zum Fiesta de la Virgen del Carmen, das Fest zu Ehren der Schutzheiligen der Seeleute in Camariñas. In einem wilden Trubel werden zwei Heiligenstatuen von den Booten entladen und von einer fröhlichen, tanzenden Truppe in die nahe Kapelle gebracht. Doch kaum vollbracht zerstreuen sich die Menschengruppen und ausser einer trashigen Heavymetalgruppe bleibt kaum was zurück. Was für ein Spektakel!
Der nächste Pflichtstop ist Fisterra/Finisterra, ursprünglich als der westlichste Punkt Europas angesehen und heute noch Ziel vieler Pilgerer, die von Santiago noch bis hierhin weiter ziehen. Das Kap fasziniert uns aber irgendwie wenig, weiter nördlich gibt es viel Schönere, zudem auch mit viel weniger Touristen.
Seit langem stellen wir wiedermal das Zelt auf und sind froh, dass die Ersatzsegmente passen und wir wiedermal unter dem eigenen Dach schlafen können. Wir verfolgen nun weiter die Küste, besichtigen riesige Horreos (ehemalige Kornspeicher die typisch für Galizien sind) und die Überreste einer keltischen Siedlung. Für Mattis Geburtstag wollen wir auf die Insel Arousa und übesehen einmal mehr, dass Wochenende ist. Wir erhalten den allerletzten Platz auf einem mässigen Camping, aber es ist die einzige Möglichkeit auf der Insel zu bleiben (der andere Camping ist bereits ausgebucht). Den Geburtstag geniessen wir träumend an einer einsamen Bucht (auch hier gilt, wenn man weiter als 10min gehen muss, ist da fast niemand mehr) und gönnen uns eine feine Paella mit schwarzem Reis in einem nahen Restaurant.
Wiedermal haben wirs nun etwas gesehen mit der Küste, die hier für uns auch weniger interessant wird und versuchen unser Glück im Landesinneren am Rio Sil, einem Nebenfluss des grossen Rio Miño. Hier wird an den steilen Hängen noch immer in Handarbeit der Wein der Ribeira Sacra hergestellt und auf einer Bootstour sehen wir die steilen Hänge und Rebberge von unten her. Schon aber müssen wir wieder zurück ans Meer, warten dort doch noch ein paar schöne (leider ohne Führung nur von aussen her besichtigbare) Mühlen, die sich in langen Reihen an die steilen Hänge schmiegen. Kaum hat das Wasser die Eine verlassen, geht es schon wieder in den steilen Kanal der Nächsten. Bei A Guarda gibt es ausserdem eine weitere schöne Keltensiedlung auf einem Hügel. Beim Hochfahren befinden wir uns plötzlich im dichtesten Nebel, aber so plötzlich wie er gekommen war, reisst er schon wieder auf und wir sehen die Überreste des Dorfes mit seinen Rundhütten im schönsten Sonnenschein.
Galicien ist hier zu Ende, aber da der Westen der iberischen Halbinsel einen eher kühlen Sommer erlebt, beschliessen wir weiter nach Süden vorzudringen, nach Portugal. Die Überfahrt über den Rio Miño besiegelt dies kurz danach und es gilt die Uhren eine Stunde zurück zu stellen. Heisst, es wird jetzt noch früher dunkel. Um 21h ist nun Sonnenuntergang, um halb Zehn ists dunkel. Keine gute Neuigkeiten für uns Langschläfer….
Der vom Reiseführer hoch gelobte Zeltplatz entpuppt sich als mässig, und wir erfahren sogleich die portugisischen Richtlinien: Bevor irgendwas besprochen wird: Impfpass zeigen. Bleiben wollen wir hier aber nicht unnötig lange; ein altes Wasserkraftwerk und ein Spukhaus später (ehemalige Psychiatrische Klinik bei Escadabouca) finden wir endlich unseren Traumcampingplatz. Versteckt in der äussersten, nördlichsten Ecke Portugals in Lamas de Mouro mitten im Nationalpark Peneda-Gerês. Hier wird kein Zeltplatz zugewiesen, es gibt keine exakt parzellierten Dreckflächen sondern einfach ein grüner Wald mit einem Bächlein und herzigen Stellplätzen direkt am Wasser. Hier gefällt es uns und wir beschliessen, einige Tage zu bleiben, auch wenn es aufgrund der Höhe eher kühl und teilweise neblig und regnerisch ist.
Von hier aus machen wir Ausflüge, z.B. zu einigen Hügelgräbern und Petroglyphen etwas weiter südlich. Nach einem weiteren Ruhetag verabschieden wir uns von unserem kleinen Paradies und fahren nach einigen Kilometern über Spanien wieder nach Portugal ein. Verfolgt von ein paar Regenwolken montieren wir seit längerem wiedermal die Regenkombis und flitzen zügig nach Peso da Régua am Douro.
Wir merken, dass Portugal für uns schwieriger zu bereisen ist. Zwar wird Mattis Spanisch da und dort verstanden, die Antworten auf Portugiesisch haben wir jedoch meist keine Chance zu entziffern. Viele, aber eben nicht alle sprechen zwar auch Englisch, aber zwischendurch ist es nicht ganz einfach, telefonisch irgendwo ein Zimmer zu buchen…
In den Bergen finden wir darauf die Minas de Regoufe, ein ehemaliges Wolframbergwerk und beschliessen nach dem Besuch einiger Stollen (da gäbe es noch viel zu besichtigen) gleich dort zu übernachten. Der nächtliche Pinkelausflug verlängert sich dann für Matti flugs zu einer stündigen Fotosession bei Mondesschein…
Die etwa 1000m hohen Hügel hier haben auch sonst viele schöne Dinge zu bieten, wie z.B. das Portal do Inferno e Garra, eine etwas ausgesetzte Strasse die hier anscheinend als sehr extrem angesehen wird (schon der Furka ist gefährlicher), oder auch einige geologische Formationen in der Nähe wie die Pedras Parideiras (ein Grantitfels, der jede Menge biotitischer Knollen enthält) oder auch Dolmen und schöne Badebäche.
Der Tag geht viel zu schnell vorbei und schon müssen wir wieder Richtung Meer: Ein weiterer Termin naht nun für Mattis Tiger. Dieser braucht seinen 50’000km Service, den wir in Porto arrangiert haben. Zum Glück erst um 10h, so fahren wir fast ohne Stau in die Grossstadt, die wir von dort zu Fuss erkunden. Sie gefällt uns erstaunlich gut, auch wenn sich hier extrem viele Touristen tummeln und so degustieren wir Portwein, schauen dem Treiben am Fluss Douro zu und freuen uns an den engen Gassen und kommen sogar noch in den Genuss einer kurzen Tramfahrt. Wie in Lissabon hat es hier noch einige Strecken mit uralten Strassenbahnen.
Frisch geservicet geht es im Landesinneren immer weiter südlich, zum Stausee Albufeira de Castelo do Bode. Die schöne Aussicht vom Campingplatz wird leider vom starken Wind getrübt und wir werden regelrecht gesandstrahlt. Seither glänzt unser Zelt regelrecht vom hohen Glimmeranteil im Staub. Das schmucke Castelo de Almourol auf einer Insel im Rio Tejo ist trotz Wochenende überraschend wenig besucht und wir haben es zeitweise fast ganz für uns alleine. Ganz anders hingegen die Grutas de Mira de Aire, wo wir über eine Stunde auf Einlass warten müssen.
Um mal wieder etwas auszuspannen steuern wir schliesslich (nachdem wir extra das Wochenende abgewartet haben) die Küste an. Bei Peniche finden wir uns in einem Surfer-Hostel wieder, wo wir 5 Nächte bleiben. Wir besichtigen die steilen Klippen und schaffen es auch endlich mal einen Tauchgang zu organisieren. Bei der Insel Berlenga gehen wir daher 2x ins eiskalte atlantische Wasser (Oberfläche 17°, Grundtemperatur 14°) und staunen ob den riesigen Seeaalen (Conger), Krabben und einem Zackenbarsch. Separat besuchen wir auch nochmals die Inseln zu Fuss, lassen uns durch die Meereshöhlen tuckern und bestaunen das schöne Kastell, welches malerisch in einer Bucht gelegen ist, nur durch einen mannsbreiten Steg mit dem Festland verbunden.
So langsam müssen wir uns ebenfalls Gedanken machen über die Weiterfahrt. Vermutlich noch bis auf Höhe Lissabon wollen wir nach Süden vorstossen, um dann langsam entlang der portugiesisch-spanischen Grenze wieder Richtung Norden zu fahren. Noch haben wir Zeit, unsere Rückreise ganz gemütlich zu gestalten.
wow – einfach Spitze! Wünsche weiter viel Freude, schöne Funde und positive Begegnungen!
Ach das Fernweh, wenn ich Eure Berichte so lese.
Geniesst die Zeit. Ich wünsche Euch viel Spass dabei,
uzu
Interessante Reisebeschreibung, so ganz anders als das Uebliche.
Macht weiter so, geniesst die Reise und bleibt gesund und munter.
Herzlich Trudi und Hansueli
Geniesst die Zeit, ihr Abenteurer ! Super lässig so unterwegs zu sein.
herzliche Grüsse aus der regnerischen Schweiz
Birgit