Wikinger auf Schleichwegen

Wikingersiedlung Fotevik
Wikingersiedlung Fotevik

Schweden empfängt uns mit einem geschlossenen Tourist-Info, so steuern wir halt den nächsten Zeltplatz an und werden am nächsten Tag zu Wikingern im möglichst authentisch rekonstruierten Wikinger-Dörflein Fotevik. Doch leider kannten die noch keine Töffs, so fahren wir weiter, der Küste entlang gegen Osten. Nach einer wunderschönen Nacht im Moos sind unsere angepeilten Sehenswürdigkeiten aber menschenscheu, so lässt sich der im Reiseführer gross angepriesene Runenstein nicht blicken und auch das Wikinger-Gräberfeld finden wir nur mit viel Fantasie und Glück. Weiter geht es auf Schleichwegen (in Schweden herrscht 70km/h ausserorts und 110km/h auf Autobahnen auch auf schnurgeraden Strassen…) bis zur Insel Öland, die über eine imposante Brücke mit dem Festland verbunden ist.

Wir merken, dass wir immer nördlicher kommen. Die Sonne geht immer später unter und auch nachts bleibt es immer dämmerig. Morgens um 4h hat man das Gefühl, der Wecker läutet schon bald.

Die Südspitze von Öland ist ein Vogelschutzreservat und der Leuchtturm Långe Jan weist ihnen wohl den Weg. Unweit davon ist das rekonstruierte, befestigte Eisenzeitdorf Eketorps zu sehen.

Eketorps Borg
Burg aus der späten Eisenzeit

Die dicke und 5m hohe Mauer schützte damals die Bauern in Kriegszeiten vor Übergriffen. Später wurden die Mauern sogar nochmals wiederverwendet als Garnisonslager. Imposant, wie eine so wuchtige Mauer ohne Mörtel mit perfekt ineinander gepassten Steinplatten schon damals erstellt werden konnte!

Glasbläserei Kosta
Glasbläserei Kosta

Öland ist auch für seine vielen alten Windmühlen bekannt. Viele davon stehen noch als Relikte am Strassenrand, wenn auch keine mehr in Betrieb. Nun haben wir genug von der Insel gesehen, das Glas ruft. Die Region zwischen Växjo und Kalmar ist bekannt für seine vielen Glashütten. Wir besichtigen die älteste davon in Kosta, wo wir für wenig Geld den Glasbläsern direkt über die Schulter schauen können. Im Gegensatz zu Hergiswil ist diese Glaserei grösser und dadurch, dass man direkt bei der Entstehung des fertigen Produktes dabei sein kann, macht sie noch viel mehr Eindruck.

Leider (oder zum Glück) können wir keines dieser gläsernen Objekte mitnehmen, auch wenn Scherben Glück bringen…

An einem schönen Flüsslein verschlingen wir ein feines geräuchertes Lachsfilet und verbringen eine geruhsame Nacht und steuern nun unsere nächste Insel an: Gotland. Wir staunen nicht schlecht, als sich der Warteraum vor der Fähre mit mehr Töffs als Autos füllt – alle Jahre findet auf Gotland ein grosses Motorradtreffen statt, wie wir von einem Mitglied des Stöka („Chaos“) Motorradclubs erfahren (und so wirkt auch der ganze Club, bestehend aus jungen Fahrern mit Supermotos, Nakedbikes, Custom Bikes und Rennmaschinen). Zum Glück findet das Treffen auf dem anderen Zeltplatz Visbys statt…

Gotland erweist sich als wahre Perle. Ist es doch bisher der schönste Teil Schwedens für uns. Zuerst flanieren wir bei herrlichstem Sommerwetter durch die bezaubernde Altstadt Visbys, die mit einer noch weitgehend intakten Stadtmauer glänzt und im inneren aus lauter schmucken, alten Häusern und Kirchenruinen besteht.

Am nächsten Morgen: Regen. Doch bald schon hört er auf und kaum sind wir unterwegs, schwinden die Wolken und wir sehen nur noch blauen Himmel. Unterwegs finden wir eindrückliche Kliffs bei Högklint, eine schön rekonstruierte Schiffsetzung aus der Bronzezeit

Schiffsetzung (Grab aus der Bronzezeit)
Schiffsetzung

und drei hübsche alte Holzmühlen, leider auch hier ausser Betrieb und nicht von innen zu besichtigen. Hier machen wir Picknick, was sich als ein Glückstreffer erweist, ist doch der Parkplatz an der Südspitze voll von Reisecars, sodass wir dort gleich weiter fahren…

Nun besuchen wir ein beeindruckendes

Rauk-Feld bei Holmhällar, Gotland
Rauk-Feld

„rauk“-Feld bei Holmhällar. Dies sind Millionen Jahre alte versteinerte Korallenriffe, die durch Erosion der verschieden harten Gesteine als grosse Felsen verschiedenster Formen am Strand übrig bleiben.

Tags darauf wollten wir eigentlich noch den Norden Gotlands erkunden, doch da es schon früh Morgens regnet und es nicht nach Besserung ausschaut, entscheiden wir uns nach Visby hinein zu fahren und dort in der Bibliothek bei Kaffe und Kuchen unseren Reisebericht weiter zu führen, denn schon am Nachmittag bringt uns die Fähre bis vor die Tore von Stockholm.

Auf einem mässig schönen Zeltplatz am Stadtrand nisten wir uns für zwei Tage ein, um Stockholm zu besichtigen. Mit der U-Bahn sind wir von hier in 20min im Zentrum.

Hier flanieren wir einen Tag lang durch das Niederdorf Stockholms: Gamla Stan; eine Fussgängerzone mit vielen Touristenläden im uralten Kern Stockholms. Eigentlich war diese Insel bei der Gründung im 13. Jahrhundert viel kleiner, doch durch die Landhebung nach der letzten Eiszeit wurde (und wird) die Insel nach und nach grösser. Hier stehen auch die verschiedensten schönen Regierungsgebäude und Paläste, die von Soldaten in schmucken blauen, historisch wirkenden Uniformen mit poliertem silbernen Helm und unpassendem Maschinengewehr „bewacht“ werden.

Kriegsschiff Vasa
Vasa-Museum, Stockholm

Am nächsten Morgen tröpfelt es schon. Der Regen wird sich dann den ganzen Tag breit machen und nach etwa 500m anstehen vor dem Vasa-Museum werden wir schliesslich eingelassen. Die Vasa ist ein riesiges Kriegsschiff mit zwei Kanonendecks, das am 10. August 1628 auf seiner Jungfernfahrt nach 1500m bereits sank. Der Grund war ein Statikfehler; der Schwerpunkt war viel zu weit oben und nach einer kleinen Windböe zog das Schiff bereits Wasser durch die Kanonenluken und versank. Es wurde in den 60er Jahren in noch erstaunlich gutem Zustand geborgen und an Land gehievt. Das Sauerstoffarme Wasser hatte das Holz 333 Jahre lang konserviert. In mühseliger Kleinarbeit wurden (und werden) alle Einzelteile konserviert und die vielen verstreuten Stücke wieder zusammengesetzt. Rund um das Schiff wurde ein grosses und eindrückliches Museum gebaut. Das Ideale Schlechtwetterprogramm also – nur dass dies auch alle anderen Reisegruppen auch so sahen… Zum Glück haben sich die vielen Leute gut im riesigen Museum verteilt.

Morgen früh wird es weiter auf die Fähre nach Finnland gehen (12h Überfahrt!), etwas nach 5 Uhr müssen wir beginnen, das Zelt zusammenzupacken, doch wir freuen uns riesig auf die Mitternachtssonne und all die Elche…

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3 Gedanken zu „Wikinger auf Schleichwegen“

  1. Hallo Barbara und Matti!
    Freu mich eure Berichte und Impressionen. Danke vielmals für die Mühe. Ich wünsch euch weiterhin viel Vergnügen und gute Fahrt!
    Liebe Grüsse
    Lisa

  2. Hey Der Liebe

    So lässig was Der aues machet ond erläbet. Hoffe Der heit biz besser Wätter ab jetzt ond hebet Öich Sorg! Merci vöumou förs brichte, so dass mer ou öpis devo dörfe ha. Das esch mega lieb 🙂

    Cheesy

  3. Hallo ihr, die nettesten, hübschesten, und tollsten Töff-Reisenden,

    Ich lese Eure Reise-Berichte mit grossem Interesse, die Fotos sind auch immer sehr schön. Der eine Sonnenuntergang ist genial, den würde ich als Postkarte nehmen *g*

    Hier stürmt und regnet es gerade wie wild, unzählige Äste liegen auf der Strasse und Bäume stürzen um. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, fliegt einem um die Ohren.
    Ich glaube… es wird Herbst.

    Ich wünsche Euch eine schöne Weiterreise, und passt bitte auf euch auf.
    Für mich bitte viele Elche und Samis fotographieren, ja? 😉

    Vergesst die Tulpen nicht *hihi*

    Liebe Grüsse
    Nicki (und auch von Annett)

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