Nach den entspannenden Tagen im Surfer-Hostel fahren wir nun zügig südlich in Richtung Lissabon. Das Ziel ist ein exzentrischer Park bei Sintra: Quinta da Regaleira. Dieser weist viele kleine Grotten, Bäche und Seen, viel Grün, kleine Wege und versteckte Orte auf. Eins der Highlights ist sicherlich der in den Stein versenkte ‚umgekehrte Turm‘, an dessen Boden eine (künstliche) Grotte zu verschiedenen Ausgängen führt.
Doch es ist Freitag Nachmittag, so wollen wir noch so früh wie möglich durch Lissabon hindurch und erst auf der anderen (südlichen) Seite zelten. Gerade noch vor dem grossen Stossverkehr überqueren wir mit nur wenigen Minuten Stau die grosse Hängebrücke aus der Stadt heraus. Zum Glück muss nur auf die andere Seite Maut bezahlt werden. Nicht, dass wir keine bezahlen möchten, aber in Portugal ist dies kompliziert als Ausländer. Wenn man sich nicht gerade an einem der wenigen ‚Welcome Points‘ entlang der grenzüberschreitenden Autobahnen für 30 Tage registriert, ist es sozusagen unmöglich (ausser man mietet dann ein Gerät)…
Wir erreichen den südlichsten Punkt unserer Reise – nicht dass es weiter südlich nicht auch Sehenswürdigkeiten gäbe, aber erstens wollen wir die Algarve nicht zur Hauptferienzeit sehen und zweitens rollt eine Hitzewelle heran. So fahren wir östlich ins berühmte Weinbaugebiet Alentejo, sehen unterwegs aber deutlich mehr Korkeichen (auch eine etwa 240-jährige ist dabei). Auch gibt es hier im Hinterland eine grosse Ansammlung an Steinkreisen, Menhiren (stehende Steine) und Dolmen, die während der Megalith-Kultur vor ca 4000-6000 Jahren gebaut wurden. Die Landschaft hat sich seit Lissabon auch massiv verändert. Sie erinnert manchmal mehr an eine Steppe, da hier alles sehr flach ist. Abwechslungsweise ist das Land mit Korkeichen, vertrocknetem Gras, Olivenbäumen oder mit Reben bepflanzt.
In der letzten Zeit ist eigentlich alles zu rund gelaufen. Beim bepacken fällt Mattis Tiger plötzlich vollbepackt um – das Resultat ist ein arg verbogener Alukoffer und Halterung. Nach einer Stunde gemeinsamem Herumhüpfen auf dem Träger lässt sich dieser auch wieder einigermassen montieren. Der Laptop im Koffer hat riesiges Glück gehabt: Er war genau dort, wo der Koffer eigentlich am stabilsten sein sollte und sich deshalb genau dort verbogen hat… Beim Nachhaken in Porto erfahren wir auch, dass das Lenkkopflager doch nicht getauscht und uns das falsch kommuniziert wurde (und ich fragte mich schon, warum es sich seit dem ‚Wechsel‘ schlechter anfühlt als vorher…). Also wiedermal vorausplanen. Der Händler in Nordgalizien kann uns selbst mit 2 Wochen Vorlaufzeit nicht helfen (zu lange Lieferzeiten..!), erst in Bilbao werde ich ein neues Lager erhalten können…
Wenn wir schon beim Technischen sind: Wir merken auch, wieviel schlechter hier die GPS-Karten sind. Immer häufiger lotst uns das GPS über ‚Abkürzungen‘ quer durch die Ortschaften statt auf der Hauptstrasse zu bleiben. Es kennt hier häufig keinen Unterschied zwischen den kleineren Strassentypen und rechnet auch gerne mal komische Routen aus, die sich dann komplett verändern, wenn man in der Mitte (auf dem bereits berechneten Weg) einen Zwischenpunkt setzt. Häufig ist also kreatives Verweigern gefragt, wenn das GPS mal wieder in eine Hofeinfahrt abbiegen will…
Um nicht in die angekündigte Hitzewelle zu gelangen verfolgen wir die spanische Grenze nach Norden. Trotzdem sollte sie uns noch einholen… Auch hier gibt es prähistorische Spuren: Alte Felszeichnungen unter überhängenden Felsen, genauso wie ein riesiger Dolmen, der innen drin 5m hoch ist. Auch die Festung von Marvão ist ein Besuch wert; der Rundblick bis tief nach Spanien ist gewaltig!
Via Spanien (Extremadura) geht es zügig weiter nach Norden. Doch die Hitze hat uns längst erreicht. Die Prärie-ähnliche Landschaft flimmert in der Hitze und wir freuen uns aufs Schwimmbad auf dem anvisierten Zeltplatz – welches heute zu hat. Dafür steuern wir tags darauf den Parque Natural da Serra Estrela an. In einem Felsenpool können wir uns endlich abkühlen – genauso wie eine kleine Schlange, die gemütlich an uns vorbeischwimmt… Selbst auf 2000m auf dem Torre ist es hier noch 26°C heiss… Nicht mehr schwimmen kann man aber im alten Gebäude von Águas Radium, einem Heilbad aus den 20ern, welches mit radioaktivem Wasser aus der nahen Uranmine versorgt wurde – die Ruinen sind dafür umso schöner und strahlen noch immer den alten Glanz aus.
Erneut satteln wir die Gäule und reiten durch die extremadurische Prärie und wir sind froh, dass der Río Frío auch tatsächlich kühl ist (und überhaupt Wasser hat!). Auch der Ausflug in den Parque Arqueológico do Vale do Côa wird heiss, bei über 43°C werden uns hier einige der wunderschönen in den Fels gehauenen Zeichnungen gezeigt, die bis zu etwa 30’000 Jahre alt sind.
Auf dem Hinweg wollten wir eigentlich schon das Panóias Sanctuary nähe Vila Real besichtigen; eine Kultstätte der Römer für den Gott der Unterwelt. Dank einigen früher noch erhaltenen Inschriften sind die Rituale gut rekonstruierbar und bestanden aus 3 Initiationen der Anhänger des Gottes Serapis, jeweils mit einem Tieropfer, das in einer bestimmten Abfolge vollbracht werden musste.
Die Hitze treibt uns wie die Zebras immer häufiger zu einer Wasserstelle, so finden wir schliesslich einen gemütlichen holländischen Zeltplatz direkt an einem Fluss mit grossen Parzellen, angenehmem Wasser und gemütlicher Atmosphäre. Hier lassen wir uns einige Tage nieder, geniessen den Fluss, die Natur und die Ruhe. Allgemein ist es in der Gegend hier, nordwestlich von Vila Real, plötzlich viel grüner als wir es uns inzwischen gewohnt sind und die Temperaturen sind gleich mal 5°C tiefer – so machen ein paar Ruhetage umso mehr Spass!