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Und plötzlich ist es fertig…

Wir können uns kaum vom schönen Campingplatz am Rio Tâmega lösen, doch die Zeit schreitet voran und der Heimweg wird auch nicht kürzer. Nach einer letzten Rundtour in der Gegend packen wir also die Koffer und fahren weiter gegen Norden. Über kleine Strassen schlängeln wir durch die Hügel und über eine noch Kleinere erreichen wir schliesslich wieder Galicien in Spanien. Bye bye Portugal.

In der Region Ourense waren wir schonmal, hatten hier eine Bootsfahrt auf dem Rio Sil gemacht, doch die Hauptsehenswürdigkeit hatten wir verpasst – die Gebäude der ehemaligen Psychiatrie… Verlassen in 2012 stehen hier zig alte und teils futuristische Gebäude und wir erkunden die Gänge und Hallen und finden es schade, dass so viel herausgerissen und zerstört wurde (sei es beim Verlassen oder vermutlich eher seither durch Vandalen etc).

Hospital Psiquiátrico de Toén

Nun aber ab zum Zeltplatz, doch – dieser ist voll; und das unter der Woche! Nach einiger Zeit telefoniert die Rezeptionistin sogar für uns herum – alle 6 umliegenden Zeltplätze sind ebenfalls voll – zum ersten Mal trifft uns hier die Hauptreisezeit hart – Galicien ist insbesondere im August sehr voll. Zum Glück finden wir nach etlichem eigenen telefonieren noch eine sehr angenehme Casa Rural in der Nähe, direkt neben einem alten und grösstenteils zerfallenen Kloster und bereiten unser Nachtessen halt dort auf dem Gartentisch zu.

Weiter östlich zickzacken wir durch die Hügel, überqueren mehrmals den jüngeren Rio Sil und weil wir Ísabel von unsem schönen Hotel von der Hinreise bei Las Medulas nochmals besuchen wollen, zelten wir in der Nähe – denn auch hier ist im August alles auf Wochen hinaus ausgebucht; so machen wir immerhin zum Zmittag ab (was in der Schweiz zeitlich schon fast ein Zvieri wäre 😉 ). Schon auf dem Weg zum Camping sehen wir vor uns eine dunkle Rauchwolke und biegen aber kurz davor ab auf unseren Zeltplatz. Bald schon brummen die Löschhelikopter über uns, und wir fragen uns, ob das so eine gute Idee war. Glücklicherweise haben sie den Brand aber nach ein paar Stunden unter Kontrolle und wir können beruhigt schlafen.

Da wir genug Zeit haben, nehmen wir noch eine Extrarunde durch die Bergregion La Cabrera und geniessen die Ausblicke und einsamen Dörfer. Schliesslich geniessen wir ein feines Mittagessen im Hotel (welches ab 14 Uhr serviert wird) und nach so einigem Schwatzen fahren wir noch immer satt zurück zum Zelt – einen Znacht braucht es heute auch nicht… Wir haben es nicht pressant, das neue Lenkkopflager in Bilbao wartet erst in einigen Tagen, so fahren wir durch den Parque Natural de Somiedo auf kleinen Strassen weiter gen Osten und kreuzen ab und an unsere Spur vom Hinweg.

Am Rande des Naturparkes Las Ubiñas-La Mesa spielen die Wolken mit uns; 30 Sekunden zuvor war hier nur grau

Unverhofft bremst Matti stark – ein alter Schachtaufzug einer Mine weckt sein Interesse und flugs stehen wir in der ausgeräumten Maschinenhalle des Pozo Herrera N°2 in Sotillos de Sabero und besichtigen die alten Gebäude einer der grössten Untertage-Kohleminen Spaniens. Wenig darauf ein zweiter Schacht; während ersterer für die Förderung des Materials zuständig war, wurde dieser für die Belegschaft gebraucht. Hier steht noch die alte Seilwinde im Maschinenhaus und vom besteigbaren Turm hat man eine herrliche Weitsicht. Kulturprogramm abgehakt.

Schachtaufzug über dem Pozo Herrera N°1 in Sotillos de Sabero vom alten Kohlebergwerk

Oder doch noch nicht ganz. Gleich hinter dem Ebro Stausee fahren wir zur Pyramide von Gizeh.. äh Pirámide de los italianos. Ein Mausoleum für die italienischen Soldaten, die für Diktator Franco während dem spanischen Bürgerkrieg im Kampf um Santander gefallen waren. Die Überreste von 372 Soldaten waren hier einst begraben. Schon 1975 wurden diese aber nach Italien überführt und das Mausoleum ergibt seither eine schaurig schöne Kulisse.

Pirámide de los italianos

Über die Asturische Schweiz (der Name hat auf dem Hinweg ein Velofahrer vorgeschlagen für die Berge rund um Vega de Pas) fahren wir im Zickzack weiter bis nach Bilbao. Auch hier, um 17h kein Anzeichen von Stau und unser Hotel ist bald gefunden. Die Töffs in der Garage versteckt und schon geniessen wir die Aussicht vom 8ten Stock über die ganze Altstadt. Doch wir sind nicht zum städtern hier – endlich bekommt Mattis Tiger sein langersehntes neues Lenkkopflager und Barbaras AfricaTwin den wohlverdienten Service während wir rund um das Guggenheim Museum und quer durch die Stadt wandern. Da das lokale verlassene Spital leider von Securitas einem Dobermann beschützt wird (vor was auch immer), beschliessen wir den Wachhund ausnahmsweise nicht zu streicheln und suchen andere Beschäftigungen…

Guggenheim-Museum in Bilbao

Was in einem Grossteil Spaniens die Tapas, sind hier die Pinczos. Kleine Häppchen mit Käse, Fleisch, Fisch und anderem, die mit einem Zahnstocher zusammengehalten werden. Dank riesiger Auswahl ergibt das auch locker einen ganzen Znacht. Doch irgendwas muss Barbara nicht gut bekommen haben, so suchen wir am nächsten Tag schon nach einer Stunde nach einer neuen Unterkunft (rate wieviele Anrufe das brauchte…). Wir finden ein schönes Casa Rural und sie kann sich schliesslich hinlegen und erholen und Matti hat endlich Zeit, sein spanisches Buch fertig zu lesen.

Mit noch etwas flauem Gefühl im Magen kanns aber am nächsten Tag weiter gehen. Wir wollen noch so einige Pyrenäenpässe machen und wechseln einige Male zwischen Frankreich und Spanien hin und her. Mit jedem Übergang werden die Berge höher und imposanter und wir stocken unser Kulturprogramm gehörig auf.

Wir beginnen mit der Ruine der ehemaligen Munitionsfabrik Real Fábrica de Armas de Orbaizeta. Hier kriegen wir zwar nasse Füsse, doch lohnt sich insbesondere der Anblick des alten Wasserkanals der mitten durch die Fabrik lief und für verschiedenste Zwecke gebraucht wurde.
Auch das seit Jahrzehnte (fast) verlassene Dorf Escó am Yesa-Stausee soll nicht fehlen, wo praktisch nur noch die Kirche (halbwegs) steht und auch die nahe, vom Stausee verschluckte, Therme Balneario de Tiermas ist jetzt dank tieferem Wasserstand sichtbar. Hier sprudelt das Wasser noch immer mit um die 39° nun direkt in den See, was viele Badegäste anzieht.

Wasserkanal der ehemaligen Munitionsfabrik Real Fábrica de Armas de Orbaizeta

Auf der französischen Seite der Pyrenäen folgt schliesslich der kurzfristig organisierte Besuch der Grotte de La Verna, welche zwar mit kaum Tropfsteinen auftrumpfen kann, dafür mit einem der grössten unterirdischen Hohlräume der Welt. Leider kommt die Grösse dieser riesigen Halle mit einem Durchmesser von 250m und einer Höhe von 194m nicht wirklich gut hinüber, ist die Beleuchtung doch eher suboptimal und lässt fast keine Tiefenwahrnehmung zu. Die aufgestellten gelben Puppen lassen immerhin die Grösse etwas erahnen.

Einige Pässe später, die jetzt richtig gebirgig sind und wunderschöne Ausblicke geben, wollen wir die ehemalige Bahnstation Canfranc-Estación besichtigen, gelegen an einer ehemals sehr wichtigen Zugsstrecke die hier via Tunnel nach Frankreich weiter ging (heute aber hier bei einem neuen Bahnhof nebenan endet). Wir finden dann aber heraus, dass diese gerade zu einem Hotel umgebaut wird. Schade um den damit nicht möglichen Besuch, aber schön, dass hier die alte Bausubstanz erhalten werden kann! Etwas abgelegen davon und deutlich unbekannter dann aber das Highlight: Das alte Zugdepot steht noch in seinem verblichenen Glanz; komplett mit Drehscheibe und voll von alten Schlafwagen – wie immer leider von Vandalen teils übel zugerichtet aber trotzdem sehr imposant.

Einer der verlassenen Bahnwaggons, früher ein Schlafwagen.

Über immer höhere Pässe fahren wir hin und her, geniessen mal grosse und mal ganz kleine Strassen und einmal tun das wohl auch die Kühe und blockieren eine ganze Strasse. Für uns als Töfffahrer ist immerhin an ein vorsichtiges Durchkommen zu denken – die Autofahrer mussten wohl ihre Reservation fürs Abendessen um eine Stunde nach hinten schieben…

Wir verlassen nun Spanien zum letzten Mal und machen den nächsten Halt im Eagles Donjon in Beaucens (F). Hier kommen wir in den Genuss einer längerer Vorführung mit verschiedenen Raub- und anderen Vögeln. Über uns kreisen Milane, Adler, Geier, Kondore und Papageie. Sehr schön inszeniert und doch leben hier (wie auch sonst meistens) die meisten Vögel zwischen den Shows auf recht engem Raum und ohne grosse Flugmöglichkeiten…

Gänsegeier im Eagles Donjon in Beaucens (F)

Der nächste Tag startet mit blauem Himmel, aber noch bevor unsere Töffs startklar sind, ist der Himmel bereits tief verhangen und es wird immer düsterer. Schnell weg hier, doch unser grauer Verfolger hat dieselbe Richtung. Auf dem Col du Tourmalet nieselt es bereits und vor uns sieht es von Minute zu Minute schlechter aus. Schnell brechen wir den Plan für einen weiteren Pass ab und flitzen in die französische Ebene, möglichst weg vom Regen. Bis am Abend sind wir bereits am Fluss Aveyron und zelten direkt am Ufer des ruhigen Flusses. Dieser lässt sich auf der Strasse eine Weile verfolgen und insbesondere auf der alten Strasse ergeben sich auch wunderschöne Ausblicke.

Auch der weiter nördlich gelegene Fluss Lot schlängelt sich idyllisch durch die Landschaft. Weniger idyllisch sind die bereits bekannten Wolken, die die Verfolgung noch nicht aufgegeben haben. Der Radar verheisst nichts Gutes, die ersten Tropfen fallen schon – also wiedermal das Regenkombi hervorgekramt.
Darauf hat das Wetter gewartet. Kaum losgefahren verzieht es sich in interessantere Ecken und wir kochen vor uns hin und sind froh, dann irgendwann unser altbekanntes Laguiole zu erreichen, bekannt für seine Messer mit der typischen Fliege/Biene am Klingenansatz. Hier nehmen wir uns einen Tag Zeit, um die Werkstätten zu besuchen und den Handwerkern bei der Arbeit zuzusehen. Denn nicht alle der so typischen Messer kommen tatsächlich von hier. Da sich der Name nicht schützen lässt, kann auch jeder chinesische Billiganbieter ‚Laguiole‘ auf seine Messer schreiben.

Herstellung von Damaststahl in einer Messerschmiede in Laguiole

Gestärkt mit Messern und dem hier typischen Aligot (eine Art Kartoffelstock mit geschmolzenem, eingerührtem Tomme-Käse) vertreiben wir die Wolken und fahren zur genial-schönen Gorges du Tarn, eine tief eingeschnittene Schlucht; mal mit Steilwänden und mal mit sanfteren Waldhängen, in der Mitte tiefblaues Wasser voll von Fischen – ein Paradies. Viel zu lange bädeln wir bei einer Kiesbank – unser Tagesziel ist längst ausser Reichweite und am Ende der Schlucht wartet hinterlistig der Regen auf uns. Kurz was eingekauft und sofort wieder zurück – zum Glück gibts hier gefühlt alle 2km einen Campingplatz am Fluss. Im Sommer wohl voll, jetzt in der Nachsaison hat sich genau noch ein weiteres Gefährt auf dem Gelände eingefunden. Die Gegend merken wir uns (erneut) mal für spezifischere Ferien – aber nur ausserhalb der Hochsaison.

Gorges du Tarn

Der Regen hat sich verkalkuliert durch unseren Hasensprung und tobt sich woanders aus, doch nun müssen wir Weg machen. Erneut wollen wir unsere Spur kreuzen und sind rechtzeitig zu einem riesigen Teller feinen Ravioles wieder einmal in Pont-en-Royans. Am nächsten Tag der Pflichthalt: Aus dem frisch geleerten Topcase von Matti improvisieren wir einen Kühlschrank und füllen diesen bis unters Dach mit Ravioles. Von hier geht es über viele kleine Strassen schliesslich nach Genf zu Mattis Gotte Mariette und Agrippino, die wir seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Schön wieder einmal hier zu sein, doch an den Verkehr in der Schweiz sind wir nicht mehr gewohnt. Waren die Strassen in den Pyrenäen stets fast leer, kommen wir hier vor lauter Autos und Lichtsignalen kaum mehr voran.

Also noch einen letzten Abstecher nach Savoyen um dann via den Pas de Morgins ins Unterwallis zu stechen und via Col des Mosses ins Berner Oberland zu gelangen. Am Ende des Tages werden wir von Anita, Urs und Leni herzlich in Noflen BE willkommen geheissen und wir geniessen unseren letzten Abend gemeinsam in wunderschöner Atmosphäre.

Den letzten Tag beginnen wir mit dem Schallenberg und biegen kurz darauf rechts ab – ein Kämmeriboden-Merengue soll unsere Henkersmahlzeit sein, denn wenige Stunden später rollen wir nachdenklich in Embrach ein. Noch können wir es gar nicht glauben, dass diese kurzen drei Monate schon vorbei sein sollen.
Ein grosser Vorteil bleibt aber: Endlich wieder ein bequemes Bett…

Fazit

Der Haupttitel der Reise ‚Reise ins Kein-Corona-Land‘ inspirierte uns zu einem Fazit. Denn war es wirklich eine Reise in ein Land ohne Corona? Strenggenommen nein, jedoch für uns durchwegs ja; weil wir mit den Motrorrädern und Zelt sehr unabhänging unterwegs waren und viele Massnahmen uns nur wenig betrafen. Selbstverständlich wurden wir an die aktuelle Situation erinnert, wenn wir in den Einkaufsläden eine Maske tragen mussten oder (in Portugal und Frankreich) auf dem Zeltplatz, Hotel oder Restaurant den Covid-Pass vorzeigen mussten. Etwas mühsam wurde es, wenn man die Maske bei 40°C tragen muss und sich dabei auch noch anstrengt. Aber wir waren erfreut und erstaunt, wie alle Leute die Maske trugen ohne wenn und aber. Da gabs keine Diskussionen, man machte es einfach, es gehörte dazu. Selbst beim wandern hatten die meisten Leute jederzeit eine bereit und wenn man sich kreuzte zog man sich die Maske ganz selbstverständlich über die Nase.

Unsere Route

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Sich fühlen wie ein Cowboy

Nach den entspannenden Tagen im Surfer-Hostel fahren wir nun zügig südlich in Richtung Lissabon. Das Ziel ist ein exzentrischer Park bei Sintra: Quinta da Regaleira. Dieser weist viele kleine Grotten, Bäche und Seen, viel Grün, kleine Wege und versteckte Orte auf. Eins der Highlights ist sicherlich der in den Stein versenkte ‚umgekehrte Turm‘, an dessen Boden eine (künstliche) Grotte zu verschiedenen Ausgängen führt.

Der ‚umgekehrte Turm‘ im Park der Quinta da Regaleira, Sintra

Doch es ist Freitag Nachmittag, so wollen wir noch so früh wie möglich durch Lissabon hindurch und erst auf der anderen (südlichen) Seite zelten. Gerade noch vor dem grossen Stossverkehr überqueren wir mit nur wenigen Minuten Stau die grosse Hängebrücke aus der Stadt heraus. Zum Glück muss nur auf die andere Seite Maut bezahlt werden. Nicht, dass wir keine bezahlen möchten, aber in Portugal ist dies kompliziert als Ausländer. Wenn man sich nicht gerade an einem der wenigen ‚Welcome Points‘ entlang der grenzüberschreitenden Autobahnen für 30 Tage registriert, ist es sozusagen unmöglich (ausser man mietet dann ein Gerät)…

Wir erreichen den südlichsten Punkt unserer Reise – nicht dass es weiter südlich nicht auch Sehenswürdigkeiten gäbe, aber erstens wollen wir die Algarve nicht zur Hauptferienzeit sehen und zweitens rollt eine Hitzewelle heran. So fahren wir östlich ins berühmte Weinbaugebiet Alentejo, sehen unterwegs aber deutlich mehr Korkeichen (auch eine etwa 240-jährige ist dabei). Auch gibt es hier im Hinterland eine grosse Ansammlung an Steinkreisen, Menhiren (stehende Steine) und Dolmen, die während der Megalith-Kultur vor ca 4000-6000 Jahren gebaut wurden. Die Landschaft hat sich seit Lissabon auch massiv verändert. Sie erinnert manchmal mehr an eine Steppe, da hier alles sehr flach ist. Abwechslungsweise ist das Land mit Korkeichen, vertrocknetem Gras, Olivenbäumen oder mit Reben bepflanzt.

Steinkreis dos Almendres

In der letzten Zeit ist eigentlich alles zu rund gelaufen. Beim bepacken fällt Mattis Tiger plötzlich vollbepackt um – das Resultat ist ein arg verbogener Alukoffer und Halterung. Nach einer Stunde gemeinsamem Herumhüpfen auf dem Träger lässt sich dieser auch wieder einigermassen montieren. Der Laptop im Koffer hat riesiges Glück gehabt: Er war genau dort, wo der Koffer eigentlich am stabilsten sein sollte und sich deshalb genau dort verbogen hat… Beim Nachhaken in Porto erfahren wir auch, dass das Lenkkopflager doch nicht getauscht und uns das falsch kommuniziert wurde (und ich fragte mich schon, warum es sich seit dem ‚Wechsel‘ schlechter anfühlt als vorher…). Also wiedermal vorausplanen. Der Händler in Nordgalizien kann uns selbst mit 2 Wochen Vorlaufzeit nicht helfen (zu lange Lieferzeiten..!), erst in Bilbao werde ich ein neues Lager erhalten können…

Wenn wir schon beim Technischen sind: Wir merken auch, wieviel schlechter hier die GPS-Karten sind. Immer häufiger lotst uns das GPS über ‚Abkürzungen‘ quer durch die Ortschaften statt auf der Hauptstrasse zu bleiben. Es kennt hier häufig keinen Unterschied zwischen den kleineren Strassentypen und rechnet auch gerne mal komische Routen aus, die sich dann komplett verändern, wenn man in der Mitte (auf dem bereits berechneten Weg) einen Zwischenpunkt setzt. Häufig ist also kreatives Verweigern gefragt, wenn das GPS mal wieder in eine Hofeinfahrt abbiegen will…

Um nicht in die angekündigte Hitzewelle zu gelangen verfolgen wir die spanische Grenze nach Norden. Trotzdem sollte sie uns noch einholen… Auch hier gibt es prähistorische Spuren: Alte Felszeichnungen unter überhängenden Felsen, genauso wie ein riesiger Dolmen, der innen drin 5m hoch ist. Auch die Festung von Marvão ist ein Besuch wert; der Rundblick bis tief nach Spanien ist gewaltig!

Von der fast uneinnehmbaren Burg in Marvão hat man einen wunderbaren Rundblick bis weit nach Spanien hinein

Via Spanien (Extremadura) geht es zügig weiter nach Norden. Doch die Hitze hat uns längst erreicht. Die Prärie-ähnliche Landschaft flimmert in der Hitze und wir freuen uns aufs Schwimmbad auf dem anvisierten Zeltplatz – welches heute zu hat. Dafür steuern wir tags darauf den Parque Natural da Serra Estrela an. In einem Felsenpool können wir uns endlich abkühlen – genauso wie eine kleine Schlange, die gemütlich an uns vorbeischwimmt… Selbst auf 2000m auf dem Torre ist es hier noch 26°C heiss… Nicht mehr schwimmen kann man aber im alten Gebäude von Águas Radium, einem Heilbad aus den 20ern, welches mit radioaktivem Wasser aus der nahen Uranmine versorgt wurde – die Ruinen sind dafür umso schöner und strahlen noch immer den alten Glanz aus.

Águas Radium, ehemaliges SPA

Erneut satteln wir die Gäule und reiten durch die extremadurische Prärie und wir sind froh, dass der Río Frío auch tatsächlich kühl ist (und überhaupt Wasser hat!). Auch der Ausflug in den Parque Arqueológico do Vale do Côa wird heiss, bei über 43°C werden uns hier einige der wunderschönen in den Fels gehauenen Zeichnungen gezeigt, die bis zu etwa 30’000 Jahre alt sind.

Auf dem Hinweg wollten wir eigentlich schon das Panóias Sanctuary nähe Vila Real besichtigen; eine Kultstätte der Römer für den Gott der Unterwelt. Dank einigen früher noch erhaltenen Inschriften sind die Rituale gut rekonstruierbar und bestanden aus 3 Initiationen der Anhänger des Gottes Serapis, jeweils mit einem Tieropfer, das in einer bestimmten Abfolge vollbracht werden musste.

Die Hitze treibt uns wie die Zebras immer häufiger zu einer Wasserstelle, so finden wir schliesslich einen gemütlichen holländischen Zeltplatz direkt an einem Fluss mit grossen Parzellen, angenehmem Wasser und gemütlicher Atmosphäre. Hier lassen wir uns einige Tage nieder, geniessen den Fluss, die Natur und die Ruhe. Allgemein ist es in der Gegend hier, nordwestlich von Vila Real, plötzlich viel grüner als wir es uns inzwischen gewohnt sind und die Temperaturen sind gleich mal 5°C tiefer – so machen ein paar Ruhetage umso mehr Spass!

Unser traumhafter Zeltplatz direkt am Fluss

Unsere Route

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Neuland Portugal

Von unserem Casa Rural nähe Carral unternehmen wir nun wie geplant einige Ausflüge. Der Erste nach Santiago de Compostela. Die Pilgerhochburg hat eine grosse, vom Verkehr befreite Altstadt und ist ziemlich voll von Touristen und natürlich Pilgern. Wir wandeln eine Weile durch die Gassen und sind dann aber auch mal wieder froh, aus dem Getümmel herauszukommen.

Unser Termin in A Coruña ist nun gekommen. Mattis Tiger kriegt einen neuen Vorderpneu und die meisten Pakettrackings besagen, dass die Lieferungen auch angekommen sind oder heute ankommen. Mit viel Extrazeit im Gepäck fahren wir um 9h in die Stadt und wundern uns, wo der Stossverkehr ist. Ein paar einzelne Autos treffen wir an und schon sind wir viel zu früh mitten in der Stadt und geben den Töff ab und holen Ersatz-Funkkabel, Zeltstangen und ein neues Mätteli für Barbara ab. Bis der Töff fertig ist, besichtigen wir zu Fuss und per Bus noch etwas die Stadt und den nahen Leuchtturm. Auch das Verlassen der Stadt ist locker, kaum ein Auto unterwegs. So fahren wir zügig noch einen Bonusstop an, das Sanatorio De Cesuras, ein Tuberkulose-Sanatorium, welches 1924 gebaut aber niemals fertiggestellt oder in Betrieb genommen wurde.

Sanatorio De Cesuras, Tuberkulose-Sanatorium welches nie in Betrieb ging

Endlich wieder mit allen Ersatzteilen versorgt, fahren wir schliesslich weiter. Die nordwestliche Küste von Galicien hat viele Steilküsten zu bieten, so pendeln wir zwischen Leuchttürmen, kleinen Stränden und der nächsten Strasse hin und her und wundern uns schliesslich, warum es irgendwo in der Ferne immer und immer wieder donnert.

Schliesslich finden wir kleine Rauchwölklein am Himmel und vermuten ein militärisches Übungsgebiet. Doch bei der Weiterfahrt im nächsten Dorf ein riesen Getümmel. Wunderschön dekorierte Fischerboote fahren wild durcheinander, am Hafen wimmelt es von Leuten. Wir kommen genau rechtzeitig zum Fiesta de la Virgen del Carmen, das Fest zu Ehren der Schutzheiligen der Seeleute in Camariñas. In einem wilden Trubel werden zwei Heiligenstatuen von den Booten entladen und von einer fröhlichen, tanzenden Truppe in die nahe Kapelle gebracht. Doch kaum vollbracht zerstreuen sich die Menschengruppen und ausser einer trashigen Heavymetalgruppe bleibt kaum was zurück. Was für ein Spektakel!

Fiesta de la Virgen del Carmen in Camariñas

Der nächste Pflichtstop ist Fisterra/Finisterra, ursprünglich als der westlichste Punkt Europas angesehen und heute noch Ziel vieler Pilgerer, die von Santiago noch bis hierhin weiter ziehen. Das Kap fasziniert uns aber irgendwie wenig, weiter nördlich gibt es viel Schönere, zudem auch mit viel weniger Touristen.

Seit langem stellen wir wiedermal das Zelt auf und sind froh, dass die Ersatzsegmente passen und wir wiedermal unter dem eigenen Dach schlafen können. Wir verfolgen nun weiter die Küste, besichtigen riesige Horreos (ehemalige Kornspeicher die typisch für Galizien sind) und die Überreste einer keltischen Siedlung. Für Mattis Geburtstag wollen wir auf die Insel Arousa und übesehen einmal mehr, dass Wochenende ist. Wir erhalten den allerletzten Platz auf einem mässigen Camping, aber es ist die einzige Möglichkeit auf der Insel zu bleiben (der andere Camping ist bereits ausgebucht). Den Geburtstag geniessen wir träumend an einer einsamen Bucht (auch hier gilt, wenn man weiter als 10min gehen muss, ist da fast niemand mehr) und gönnen uns eine feine Paella mit schwarzem Reis in einem nahen Restaurant.

Wiedermal haben wirs nun etwas gesehen mit der Küste, die hier für uns auch weniger interessant wird und versuchen unser Glück im Landesinneren am Rio Sil, einem Nebenfluss des grossen Rio Miño. Hier wird an den steilen Hängen noch immer in Handarbeit der Wein der Ribeira Sacra hergestellt und auf einer Bootstour sehen wir die steilen Hänge und Rebberge von unten her. Schon aber müssen wir wieder zurück ans Meer, warten dort doch noch ein paar schöne (leider ohne Führung nur von aussen her besichtigbare) Mühlen, die sich in langen Reihen an die steilen Hänge schmiegen. Kaum hat das Wasser die Eine verlassen, geht es schon wieder in den steilen Kanal der Nächsten. Bei A Guarda gibt es ausserdem eine weitere schöne Keltensiedlung auf einem Hügel. Beim Hochfahren befinden wir uns plötzlich im dichtesten Nebel, aber so plötzlich wie er gekommen war, reisst er schon wieder auf und wir sehen die Überreste des Dorfes mit seinen Rundhütten im schönsten Sonnenschein.

Überreste einer keltischen Siedlung mit den typischen Rundhäusern bei A Guarda

Galicien ist hier zu Ende, aber da der Westen der iberischen Halbinsel einen eher kühlen Sommer erlebt, beschliessen wir weiter nach Süden vorzudringen, nach Portugal. Die Überfahrt über den Rio Miño besiegelt dies kurz danach und es gilt die Uhren eine Stunde zurück zu stellen. Heisst, es wird jetzt noch früher dunkel. Um 21h ist nun Sonnenuntergang, um halb Zehn ists dunkel. Keine gute Neuigkeiten für uns Langschläfer….

Der vom Reiseführer hoch gelobte Zeltplatz entpuppt sich als mässig, und wir erfahren sogleich die portugisischen Richtlinien: Bevor irgendwas besprochen wird: Impfpass zeigen. Bleiben wollen wir hier aber nicht unnötig lange; ein altes Wasserkraftwerk und ein Spukhaus später (ehemalige Psychiatrische Klinik bei Escadabouca) finden wir endlich unseren Traumcampingplatz. Versteckt in der äussersten, nördlichsten Ecke Portugals in Lamas de Mouro mitten im Nationalpark Peneda-Gerês. Hier wird kein Zeltplatz zugewiesen, es gibt keine exakt parzellierten Dreckflächen sondern einfach ein grüner Wald mit einem Bächlein und herzigen Stellplätzen direkt am Wasser. Hier gefällt es uns und wir beschliessen, einige Tage zu bleiben, auch wenn es aufgrund der Höhe eher kühl und teilweise neblig und regnerisch ist.

Traumhafter Zeltplatz bei Lamas de Mouro

Von hier aus machen wir Ausflüge, z.B. zu einigen Hügelgräbern und Petroglyphen etwas weiter südlich. Nach einem weiteren Ruhetag verabschieden wir uns von unserem kleinen Paradies und fahren nach einigen Kilometern über Spanien wieder nach Portugal ein. Verfolgt von ein paar Regenwolken montieren wir seit längerem wiedermal die Regenkombis und flitzen zügig nach Peso da Régua am Douro.

Weinbaugebiet Douro

Wir merken, dass Portugal für uns schwieriger zu bereisen ist. Zwar wird Mattis Spanisch da und dort verstanden, die Antworten auf Portugiesisch haben wir jedoch meist keine Chance zu entziffern. Viele, aber eben nicht alle sprechen zwar auch Englisch, aber zwischendurch ist es nicht ganz einfach, telefonisch irgendwo ein Zimmer zu buchen…

In den Bergen finden wir darauf die Minas de Regoufe, ein ehemaliges Wolframbergwerk und beschliessen nach dem Besuch einiger Stollen (da gäbe es noch viel zu besichtigen) gleich dort zu übernachten. Der nächtliche Pinkelausflug verlängert sich dann für Matti flugs zu einer stündigen Fotosession bei Mondesschein…

Übernachtungsplatz bei den verlassenen Minas de Regoufe

Die etwa 1000m hohen Hügel hier haben auch sonst viele schöne Dinge zu bieten, wie z.B. das Portal do Inferno e Garra, eine etwas ausgesetzte Strasse die hier anscheinend als sehr extrem angesehen wird (schon der Furka ist gefährlicher), oder auch einige geologische Formationen in der Nähe wie die Pedras Parideiras (ein Grantitfels, der jede Menge biotitischer Knollen enthält) oder auch Dolmen und schöne Badebäche.

Zwicshenstop an einer alten Mühle

Der Tag geht viel zu schnell vorbei und schon müssen wir wieder Richtung Meer: Ein weiterer Termin naht nun für Mattis Tiger. Dieser braucht seinen 50’000km Service, den wir in Porto arrangiert haben. Zum Glück erst um 10h, so fahren wir fast ohne Stau in die Grossstadt, die wir von dort zu Fuss erkunden. Sie gefällt uns erstaunlich gut, auch wenn sich hier extrem viele Touristen tummeln und so degustieren wir Portwein, schauen dem Treiben am Fluss Douro zu und freuen uns an den engen Gassen und kommen sogar noch in den Genuss einer kurzen Tramfahrt. Wie in Lissabon hat es hier noch einige Strecken mit uralten Strassenbahnen.

Strassenbahn in Porto

Frisch geservicet geht es im Landesinneren immer weiter südlich, zum Stausee Albufeira de Castelo do Bode. Die schöne Aussicht vom Campingplatz wird leider vom starken Wind getrübt und wir werden regelrecht gesandstrahlt. Seither glänzt unser Zelt regelrecht vom hohen Glimmeranteil im Staub. Das schmucke Castelo de Almourol auf einer Insel im Rio Tejo ist trotz Wochenende überraschend wenig besucht und wir haben es zeitweise fast ganz für uns alleine. Ganz anders hingegen die Grutas de Mira de Aire, wo wir über eine Stunde auf Einlass warten müssen.

Um mal wieder etwas auszuspannen steuern wir schliesslich (nachdem wir extra das Wochenende abgewartet haben) die Küste an. Bei Peniche finden wir uns in einem Surfer-Hostel wieder, wo wir 5 Nächte bleiben. Wir besichtigen die steilen Klippen und schaffen es auch endlich mal einen Tauchgang zu organisieren. Bei der Insel Berlenga gehen wir daher 2x ins eiskalte atlantische Wasser (Oberfläche 17°, Grundtemperatur 14°) und staunen ob den riesigen Seeaalen (Conger), Krabben und einem Zackenbarsch. Separat besuchen wir auch nochmals die Inseln zu Fuss, lassen uns durch die Meereshöhlen tuckern und bestaunen das schöne Kastell, welches malerisch in einer Bucht gelegen ist, nur durch einen mannsbreiten Steg mit dem Festland verbunden.

Die Steilküste vor Peniche hat viele schöne Felsformationen aufzuweisen

So langsam müssen wir uns ebenfalls Gedanken machen über die Weiterfahrt. Vermutlich noch bis auf Höhe Lissabon wollen wir nach Süden vorstossen, um dann langsam entlang der portugiesisch-spanischen Grenze wieder Richtung Norden zu fahren. Noch haben wir Zeit, unsere Rückreise ganz gemütlich zu gestalten.

Unsere Route

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Equipment-Ärger und unerwartet schöne Landschaften

Unser Berichtschreibtag hatte den Vorteil, dass das gröbste Wetter nun durch ist. Die Picos de Europa sind gleich hinter uns, waren aber die ganzen Tage in dichten Wolken versteckt. Nun ist zwar immer noch kein rein blauer Himmel, aber doch immerhin das schönste Wetter seit Tagen, so fahren wir in Richtung der Berge, durch schöne Schluchten und nehmen in Fuente Dé eine Seilbahn in die Picos auf etwa 1800m hoch. Von hier ziehen hunderte Schmutzgeier ihre Bahnen im Himmel und hoffen wohl auf abgestürzte Touristen. Wir geniessen die schöne Aussicht und die vielen Geier und fahren noch vor dem Regen wieder weiter. Auf einem kleinen Zeltplatz mitten in den Bergen lassen wir uns direkt neben einem rauschenden Bach nieder. Bei beginnendem Regen stellen wir unser Zelt auf… knack… eine weitere Zeltstange … knack… und eine weitere ist angeknackt. Unser Flickzeug (wir haben zum Glück in Frankreich noch Weiteres gekauft) geht uns nun langsam aber sicher aus, aber das Zelt steht gerade rechtzeitig. Im Regen stellen wir zudem noch das Tarp als Vorzelt auf, damit wir wenigstens im Trockenen kochen können.

Langsam sickert die Erkenntnis durch, dass es wohl sinnvoller wäre, im Süden zu bleiben. Einerseits sind wir Kleidermässig eher auf schön und warm eingestellt (auch wenn hier keineswegs schöneres Wetter als in England herrscht), andererseits ist die Einreise nach England (und insbesondere Schottland) nach wie vor mit Quarantäne belegt und … hier gefällt es uns einfach.

Eine der vielen Schluchten rund um die Picos de Europa

Am nächsten Tag zum Glück Bombenwetter. Wir fahren ins kleine Örtchen Caín de Valdeon und lassen unsere Töffs für einmal stehen. Hier ist der etwas weniger touristische südliche Eingang zur gigantischen Schlucht des Cares (Garganta del Cares). Hier führt ein 12km langer Wanderweg durch diese Schlucht; wir begehen etwa drittel davon, denn nach diesen 12km wäre man am anderen Ende und muss wieder zurück… Trotzdem ein bleibendes, eindrückliches Erlebnis wie sich der häufig ungesicherte Weg in den Felswänden hoch über dem Fluss schlängelt.

In den Fels eingeschlagene Partie des Fussweg durch die Schlucht des Cares (Garganta del Cares)

Weil das Wetter gegen den Abend schon wieder kippt, suchen wir uns ein kleines Hotel und laufen abends ins lokale Restaurant. Als einzige Touristen fallen wir schon etwas auf, werden aber herzlich willkommen geheissen. Hier lernen wir endlich die Cider-Kultur richtig kennen. Dieser wird nur vom Kellner dem Gast eingeschenkt. Und dies von über dem Kopf ins tief gehaltene Glas, damit er sich intensiv mit Luft vermischt und schäumt. Denn dieser Cider enthält keinen Zucker und ist stärker vergärt als unserer. Direkt getrunken schmeckt er damit viel saurer.

Unerwartet fahren wir am nächsten Tag an die spanische Enduromeisterschaft heran und schauen uns das Spektakel eine Weile lang an. Weiter geht es wieder über die Berge nach Süden. Wir stellen fest, dass wildes Zelten häufig schwierig ist. Unerwartet Vieles ist bewirtschaftet, privat und eingezäunt. Trotzdem finden wir einen schönen Platz direkt an einem Fluss und die unerwarteten, netten Gespräche mit der lokalen Bevölkerung zeigt uns, dass dies hier ein beliebter Feierabendspazierweg ist… Und das Mätteli von Barbara zeigt uns in der Nacht, dass es (gerade mal 10 Tage alt) bereits kaputt ist. Der Frust ist gross. Somit entscheiden wir uns, die nächsten Tage bis wir Ersatz finden halt in Unterkünften zu verbringen.

Doch das nächste Highlight wartet auf uns. Las Médulas ist eine geniale Landschaft aus roten Felsen und grünen Kastanienbäumen, die von den Römern geschaffen wurde. Über fast 300 Jahre haben sie hier nach Gold gesucht und dabei ganze Berge gezielt zum Einsturz gebracht. Das Gold ist hier hauptsächlich in einer lockeren Schicht aus Steinen und rotem Lehm. Um daran zu kommen, wurden tiefe Schächte und Stollen gebaut. Aber weniger zum Abbau des Goldes sondern um sie danach mit Wasser zu füllen und mit dem Wasser- und entstehenden Luftdruck ganze Bergseiten zum Einsturz zu bringen. Wir finden hier eine wunderschöne, ganz persönliche Unterkunft und bewandern einen Tag lang diese Landschaft. Im touristischen Teil lässt sich leider kein Stollen besichtigen (der Einzige ist eintrittspflichtig und zudem gerade geschlossen). Gegen Ende der Wanderung kommen wir hingegen in die weniger begangenen Regionen und finden einen Stollen nach dem anderen. Matti ist im Glück (und bald ziemlich rot vom stark abfärbenden Lehm) und wir besichtigen diverse schön geschrämte Stollen.

Stollensystem mit schönen Schrämspuren in Las Médulas. Durch diese Stollen floss das Wasser um den Berg zum Einsturz zu bringen

Hier organisieren wir auch die benötigten Ersatzteile. Zeltstangen aus Deutschland und eine neue Matte für Barbara sind bald unterwegs voraus nach A Coruña zum Honda-Töffmech. Nach einem guttuenden Ruhetag wollen wir nun aber endlich nach Galicien gelangen.

Knapp in Galicien angekommen besuchen wir den nur bei Ebbe begehbaren Kathedralenstrand (Praia das Catedrais). Jetzt wissen wir, warum man vorgängig ein (kostenloses) Ticket buchen muss. Der Ansturm ist gigantisch und lange halten wir es hier trotz den schönen Felsen nicht aus.

Nahe Ferrol beziehen wir das nächste Quartier und machen von hier einen grossen Ausflug entlang den imposanten galicischen Küsten. Hier gibt es überall Leuchttürme, Steilküsten, alte militärische Anlagen, alte Mühlen und versteckte Strände; wunderschön! Abends besuchen wir einen Mittelaltermarkt der uns mehr an einen Warenmarkt denn an einen Mittelaltermarkt erinnert. Trotzdem hat es ein Mini-Heerlager mit 3 Personen und wir geniessen abends spät noch die Akrobatik- und Feuershow.

Steilküsten beim Cabo Ortegal

In ein paar Tagen können wir die Töffs zum Mech bringen und müssen daher in den Gegend von A Coruña bleiben. So wechseln wir auf die südliche Seite und finden unterwegs noch einen wunderschönen Rastplatz mitten in einem magischen Wald mit verzaubertem Bach (wo ab dem frühen Nachmittag aber die Einheimischen einfallen). Auch ein stillgelegtes Kraftwerk wird besichtigt (leider fast alles zugemauert) und per Zufall treffen wir auf das Mosteiro de Santa Maria de Monfero, ein altes Kloster, dessen Kirche gerade noch steht und schon recht überwachsen ist. Im Inneren sind die Wände auch feucht und grün, was ein wunderschönes Bild ergibt (obwohl die Kirche noch in Gebrauch ist!).

Da wir nun auf unseren Mech-Termin und die Pakete warten müssen, legen wir ein paar Tage Pause ein in einem Casa Rural nähe Carral und bewandern den lokalen Mühleweg, wo es allerdings nur anfangs einige Verfallene und weitere Restaurierte gibt und die restlichen Kilometer mehrheitlich durch Eukalyptusmonokulturen führt. Von hier aus planen wir Santiago de Compostella und einige Küstenabschnitte zu besichtigen, bevor es dann weiter nach Süden und nach Portugal geht.

Unsere Route

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